Literatur
Erich Hackl erhält Solothurner Literaturpreis
Für Einfühlungskraft und hohe Präzision, mit der er Partei für Menschen ergreift, die mutig Widerstand leisten
Solothurn - Der österreichische Autor und Übersetzer
Erich Hackl erhält am 15. Juli für sein Gesamtwerk den mit 20.000 Franken (13.768 Euro)
dotierten Solothurner
Literaturpreis verliehen.
Hackl nehme mit außerordentlicher Einbildungs- und
Einfühlungskraft und hoher stilistischer Präzision Partei für
Menschen, die mutig auch in aussichtsloser Lage Widerstand leisten,
begründet die Jury ihre Wahl. Hackl überschreite die Trennlinien
zwischen literarisch und dokumentarisch, indem er wahre Geschichten
auf ebenso kunstvolle wie zurückhaltende Weise nacherzähle. So greift
er in seinen ersten beiden, sogleich Aufsehen erregenden Erzählungen
"Auroras Anlass" (1987) und "Abschied von Sidonie" (1989) auf
wirkliche Begebenheiten zurück.
Den Romanisten Hackl zieht es immer wieder nach Lateinamerika,
weshalb dieses mit Österreich und Spanien zusammen das Epizentrum
seines Schreibens bildet. Sein Werk umfasst neben den Erzählungen
auch Radiofeatures, Essays, Reportagen und Übersetzungen, "die von
der leidenschaftlichen Verpflichtung des Autors diesem Kontinent
gegenüber zeugen", schreibt die Jury.
In Argentinien und Uruguay spielt auch die Geschichte von "Sara
und Simon", die 1995 erschienen und eben erst wieder in die
Schlagzeilen geraten ist. Sie erzählt von Sara Mendez, einer
Anarchistin, der die Militärdiktatur den Sohn raubt und zur Adoption
frei gibt. Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis macht sie sich auf
die Suche nach Simon. Sieben Jahre nach Hackls Roman hat Sara dieses
Frühjahr ihren Sohn wieder gefunden.
Für diesen Spätsommer ist ein neues Buch von Erich Hackl
angekündigt mit dem Titel "Eine Hochzeit in Auschwitz. Eine
Begebenheit". (APA/sda)