Wien - Wenden wir uns den wirklich wichtigen Belangen des Lebens zu - etwa der Frage, wie ein Hund riecht. Keineswegs wollen wir uns damit beschäftigen, wie die Hundenase, dieses angeblich feinste Riechinstrument, funktioniert. Viel interessanter ist, welchen Duft der gepflegte Hund von heute abzusondern hat. Schließlich leben wir in einer Welt, in der Hunde Leine, Decke und Mäntelchen aus Designerhand tragen. "Ich würde ja auch mal BMW oder Mercedes fahren, aber mein Bello steigt nur in einen Porsche", lautet der berühmte Satz einer fast berühmten Frau von und zu, deren beste Freundin ihren Hund um 20.000 Euro in Öl malen lässt. Und so ein Wesen soll dann einfach nach "Hund" riechen? Eben. Deshalb stand Alexandre García Pelayo Mittwochnachmittag in einer Parfümerie in der Millennium City, hielt ein Sektglas in der Hand und versuchte, Gebell zu übertönen (es gelang: Der Hund von Welt ist sittsam), als er "Oh my Dog!", das Hundeparfum, präsentierte. Herr Pelayo ist bescheidener: Er habe, betonte der Geschäftsführer der französischen Firma Dog Generation, das Hundeparfum nicht erfunden. "Aber es ist der erste Hundeduft, den man in der Parfümerie und nicht in der Tierhandlung bekommt." Die Damen im Ableger der französischen Beautykette Marionnaud lächelten artig. Weil: Wer 39,90 Euro für ein Hundeparfum ausgibt, wird wohl auch ein bisserl Budget für sich haben. Einfach ins Blaue sprüht Pelayo seine Hundsessenzen - Kopfnote: Rosenholz, Herznote: Freesie, Basisnote: Vanille - aber sowieso nicht auf den Markt: Weltweit werden jährlich 26 Milliarden US-Dollar für Hund & Katz ausgegeben. 400 Millionen Dollar davon für Haustierpflege. Tendenz steigend. "Noch Fragen?", fragte Herr Pelayo. Ja, tönte es: Ob denn Tierärzte in die Entwicklung . . .? Natürlich, nickte er: "Die Hunde werden nicht irritiert." Zur Anschaulichmachung wurde auch gleich ein edler Bello beduftet. Wastl schaute verblüfft, schüttelte sich und interessierte sich nicht weiter dafür, was geschah. Außerhalb der Shopping-mall roch es nach Frühling, Sonne und Natur. Aber das hat nichts mit dem Leben eines besseren Hundes zu tun. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Print-Ausgabe 24.Mai 2002)