Neapel - Populisten dürfe man nicht dämonisieren. Denn davon profitierten sie nur. Dies sagte Antonio Bassolino, der ehemalige Erfolgsbürgermeister von Neapel und jetzige Regionalpräsident von Kampanien, bei einer internationalen Pressekonferenz der Kulturstiftung Premio Napoli.

Bassolino, selbst ein ehemaliger Kommunist, warf der italienischen Linken vor, durch die Dämonisierung Berlusconis dessen Wiederaufstieg ermöglicht zu haben. In Kampanien regierte die Linke auf allen Ebenen deshalb, weil sie solche Fehler nicht gemacht habe. Dazu kämen zwei weitere Aspekte: die Kräftigung der Wirtschaft und die Bekämpfung der Kleinkriminalität.

Die Rechtsregierung sei legal an der Macht, weshalb er, Bassolino, mit ihr auch zusammenarbeite. Dennoch übte er scharfe Kritik an einzelnen Praktiken. Bassolinos Hauptpunkt: Berlusconi und seine Koalitionäre hätten "keine Legitimation, in Italien die demokratische Gewaltenteilung aufzuheben".

Die Bürgermeisterin von Neapel, Maria Russo Jervolino, erklärte, sie halte, wie Bassolino, an der Unterstützung der EU-Erweiterung fest. Für Süditalien würden sich dadurch weitere Märkte öffnen. Neapel selbst müsse sich als "Drehscheibe Europas für den afrikanischen Raum" profilieren. Hauptprobleme seien nach wie vor Arbeitslosigkeit und Schwarzarbeit. (sp, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 25.5.2002)