Hamburg - Neben Atomwaffen verfügen Indien und Pakistan über Raketen unterschiedlicher Reichweite, die in den vergangenen Jahren teils mit eigenen Mitteln, teils mit ausländischer Hilfe entwickelt wurden. Vermutlich mit chinesischer Hilfe entwickelte Pakistan seit Anfang der 80er Jahre die Kurzstreckenrakete Hataf-1 (auf Deutsch: "tödlich"). Nach den Weiterentwicklungen Hataf-1A und Hataf-2 testete Pakistan am Sonntag erstmals die Kurzstreckenrakete Hataf-3, die den Beinamen Ghaznavi trägt. Sultan Mahmud Ghaznavi eroberte im 11. Jahrhundert Kaschmir für das arabische Weltreich. Die Reichweite der Rakete wird mit 290 Kilometern angegeben. Sie soll konventionelle wie auch nukleare Sprengköpfe tragen können. Die Mittelstreckenrakete Ghauri wurde erstmals 1998 erprobt. Auf Basis einer nordkoreanischen Rakete entwickelt, besaß die erste Version eine Reichweite von vermutlich 1000 Kilometern. Die am Samstag getestete neue Version Ghauri/Hataf-5 soll eine Last von einer Tonne 1600 Kilometer weit tragen können. Die Rakete ist nach Sultan Muhammad Ghauri benannt, der im 12. Jahrhundert den indischen Herrscher Raj Prithvi besiegte. Prithvi ist wiederum der Name, den die indischen Streitkräfte ihrer eigenen Kurzstreckenrakete gaben. Diese hat je nach Typ eine Reichweite von 150 bis 350 Kilometern und kann ebenfalls eine Tonne Ladung tragen. Die ersten Modelle wurden 1988 getestet. 1996 wurde die Prithvi-II erfolgreich erprobt. Ältester Mittelstreckentyp Indiens ist die Rakete Agni, benannt nach dem vedischen Gott des Feuers. Sie wurde erstmals im Mai 1989 getestet. Die inzwischen entwickelte Version Agni-II hat eine Reichweite von 2000 bis 2500 Kilometern sowie eine Transportkapazität von einer Tonne. Mit der im Januar 2002 getesteten Kurzstreckenversion (rund 700 Kilometer Reichweite) soll nach Einschätzung von Fachleuten die Lücke zwischen dem Typ Prithvi und den Mittelstreckenraketen geschlossen werden. Bei der Entwicklung seiner Raketensysteme arbeitet Indien wahrscheinlich mit russischen Technikern zusammen. (APA)