Mexiko - Die Beziehung dieses Landes zur Fußball-WM-Endrunde ist einzigartig. Die Azteken und Tolteken pflegten ein dem Fußball ähnliches Spiel, das Spielfeld sah einem I ähnlich, hatte an jedem Ende ein Tor. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten englische Minenarbeiter den ersten Fußballklub Mexikos, den Pachuca Athletic Club. Mexiko war das erste Land, dem zweimal ein Turnier anvertraut wurde, 1970 und 1986. Die Fußballer sind richtig talentiert, aber sie haben noch nicht wirklich was erreicht. Beim letzten Mal hätten sie fast eine Großtat geliefert, aber im Achtelfinale in Montpellier sprang Deutschland gerade noch von der Schaufel. Die Mexikaner führten bereits 1:0 und besaßen durch Luis Hernandez sogar die Chance zum 2:0, doch Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff erzielten die Tore zum 2:1.Ziel Achtelfinale Vier Jahre später stehen sie mit dem großen Gruppenfavoriten Italien, den angeblich bestorganisierten Kroaten aller Zeiten und den Neulingen aus Ecuador in der Gruppe G. Luis Hernández ist noch immer dabei, ins Achtelfinale will er unbedingt wieder, mindestens. In der Qualifikation war freilich nach Auftaktniederlagen gegen die USA sowie Costa Rica, die ebenfalls in Japan und Südkorea dabei sind, und Honduras fast schon alles vorbei. Erst unter dem neuen Trainer Javier Aguirre fingen sie sich, holten in den letzten fünf WM-Qualispielen vier Siege. Im abschließenden Match gegen Honduras (3:0) wurde die dreizehnte WM-Teilnahme perfekt gemacht. Nach diesem Spiel trat allerdings Stürmerstar Cuauhtémoc Blanco von Real Valladolid, der zweimal gegen Honduras getroffen hatte, aus dem Nationalteam zurück. Blanco hatte vor dem Spiel gegen Honduras aus eigener Tasche einen Direktflug von Madrid nach Mexiko bezahlt, da der Verband angab, sich nur ein billigeres Ticket für seine "Legionäre" leisten zu können. Allerdings traf Blanco - berühmt für seinen Trick "Cuauhtémiña", dabei wird der Ball zwischen beiden Füßen eingeklemmt und ein dazwischengrätschender Verteidiger übersprungen - dann im Direktflieger seinen Teamkollegen Francisco Palencia (Espanyol), dem der Flug vom Verband bezahlt wurde. Erst Ende Februar 2002 beendete Blanco seinen Nationalmannschaftsboykott und steht bei der WM zur Verfügung. Garcia Aspe ist zurück Mexikos bekannt ballgewandte und weniger disziplinierte Kicker haben den CONCACAF Gold Cup 1993, 1996 und 1998 gewonnen, außerdem den Konföderationen-Pokal 1999. Aguirre lässt 4-4-2 spielen, das Hauptgeschäft erledigt das Mittelfeld, die Abwehr wurde bis vor kurzem von Claudio "El Emperador" Suárez gelenkt. Und vor der WM holte Trainer Aguirre Alberto García Aspe zurück, der fast 100 Länderspiele, 22 Tore und zwei WM-Turniere hinter sich hat. (DER STANDARD-Printausgabe, Montag 27. Mai 2002, sid, red)