Es ist eigenartig: Gegen Ende der 90er Jahre wurden landauf, landab von Übertreibungen an den Aktienmärkten gesprochen, gleichzeitig jedoch Nasdaq, Neuer Markt und andere Börsenplätze von den Emissionshäusern mit der Dutzendware Neuemission, insbesondere aus dem Bereich TMT (Telekom, Medien, Technologie), überschwemmt. Dabei führten die zumeist mit Bestätigungsvermerken von prominenten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften versehenen Emissionsprospekte das Wort „Kurs/Gewinn-Verhältnis“ ohnehin nicht mehr an, weil ansonsten eher der Terminus „Kurs/Verlust-Verhältnis“ hätte verwendet werden müssen - und was tat die Finanzindustrie?“The sky is the limit“ Aktienfonds schossen wie Pilze aus dem Boden, vor allem der TMT-Bereich wurde forciert. Denn was die Anleger für ihr gutes Geld wollen, das wird auch geliefert. „The sky is the limit“, hieß es in der Fondsszene. Skeptiker wurden als Neider abgetan oder gar als „Trotteln“ bezeichnet. Etliche dieser Fonds verloren in der Zwischenzeit bis zu 80 Prozent oder wurden überhaupt geschlossen. Viele Anleger verloren die Lust aufs Abenteuer. Bei den Anbietern brach unterdessen der große Katzenjammer aus: „Wo bleiben sie, die Investoren?“. „Warum, Anleger, willst Du nur in sicheren Geldmarktfonds investieren?“. „Wie soll ich meine Bestandsprovisionen verdienen?“ Rückkehr zum Garantieprodukt Und tatsächlich: Nach über zwei Jahren Bärental, mit enormen Kurskorrekturen und daraus resultierender Wert- und Kapitalvernichtung, wo es aus fundamentaler Betrachtungsweise wieder sinnvoll erscheinen könnte, in die Aktienmärkte einzusteigen, werden mit zunehmender Häufigkeit – Garantieprodukte angeboten und auch verkauft. Dies auch von etlichen Versicherungen, die ja ohnehin mit ihren ureigensten und angestammten Produkten, den Lebensversicherungs-Polizzen, eine Kapital- und Verzinsungsgarantie mit dazugehöriger Gewinnbeteiligungschance anbieten. Innovative (Titel)Kraft Nichts gegen die Spezies der Garantieemissionen und gegen die innovative (Titel)Kraft der Finanzhäuser mit ihren „Equity Linked Note“, „Average Bull Note“, „Capped Equity Linked Note“, „Best-of-Bond-or-Equity“, „Shark-Anleihe“ und „Decreasing Participation Note“. Aber spätestens sobald die Bullen an den internationalen Börsen wieder einkehren, werden Anleger unzufrieden auf ihrer Kapitalgarantie sitzen, insbesondere wenn im Rahmen der sogenannten Phalanx an dynamischen Garantieprodukten der Switch in Zeros aufgrund der Kursdebakel des Underlyings schon erfolgen musste und damit bis zum jeweiligen Laufzeitende zwangsläufig einzementiert ist. Oder in der gemilderten (statischen) Variante, mit Verzinsungen im Bereich von jährlich 6 bis 7 Prozent. Einer, im Vergleich zu den dann wieder reüssierenden Aktienbörsen, äußerst mickrig erscheinenden Rendite. Aber so ist sie nun mal, unsere geliebte Finanzindustrie: Total prozyklisch, immer nur den kurzfristigen Erfolg vor Augen, mit dem Hang zur übermäßigen Selbstgefälligkeit.