Salzburg - Schwere Vorwürfe gegen österreichische Behörden
erhob am Montag erneut US-Anwalt Ed Fagan in der Causa Kaprun. In den
Tagen unmittelbar nach der Katastrophe vom 11. November 2000 seien
mehrere Kriminalbeamte der US-Armee im Unglückstunnel gewesen und
hätten Fotos gemacht, Beweisstücke sichergestellt und
Zeugenbefragungen dokumentiert. Diese in Akten angelegten
Informationen seien auf dem Weg zur Kriminalabteilung des Salzburger
Landesgendarmeriekommandos und zum Landesgericht auf unerklärliche
Weise "verloren gegangen", so Fagan bei einem Pressegespräch in
Salzburg. Zudem seien auf jenen Leichenteilen, die in einem Kindersarg am
Salzburger Kommunalfriedhof begraben liegen, Spuren von Hydrauliköl
gefunden worden. Er habe davon erst im Jänner 2002 erfahren,
beteuerte Fagan, der nun Gendarmerie und Gerichtsmedizin aufforderte,
"sofort alle Informationen an das Gericht zu übermitteln". Für die
Ölspuren auf einigen Leichenteilen gebe es nur eine Erklärung: "Der
Ölbehälter ist explodiert", meinte der Anwalt und kündigte einen
zweiten Exhumierungsantrag an.
Während der Salzburger Partneranwalt Fagans, Jürgen Hinterwirth,
betonte, dass durch die Missachtung von Beweisen der US-Armee
möglicherweise nicht alle für das Unglück Verantwortlichen vor
Gericht gebracht werden könnten, stellte Fagan klar, dass auf diese
Weise die Chancen für einen Zivilprozess in den USA steigen. Er werde
beweisen, dass die Klärung der Brandkatastrophe, bei der 155 Menschen
starben, in Österreich "nicht umfassend und lückenlos" betrieben
werde. Damit wären die USA der "einzige Platz", an dem die
Angehörigen der Opfer zu ihrem Recht kommen könnten.
Es habe keine US-amerikanische Ermittlungskommission in Kaprun -
weder im Tunnel noch außerhalb - gegeben, reagierte Franz Lang,
Leiter der Kriminalabteilung der Salzburger Gendarmerie, auf die
Vorwürfe. Einem Team von US-amerikanischen Gerichtsmedizinern sei
jedoch außerhalb des Tunnels Material gezeigt worden. Dabei sei auch
besprochen worden, dass es auf Grund der Umstände nicht möglich sei,
die Leichen von Amerikanern im Tunnel zu identifizieren. Unmittelbar
darauf seien die Experten nach Salzburg gereist und hätten sich in
das gerichtsmedizinische Team in Salzburg integriert, so Lang . Sollte es tatsächlich durch US-Untersuchungen erhobene Beweise zum Unglück in Kaprun geben, so solle Fagan das
Material "endlich vorbringen und nicht immer nur ankündigen". (APA)