Unternehmen
Libro: Käufersuche geht weiter
Unterdessen drohen weiteren Ex-Managern Schadenersatzklagen
Wien - Die Entscheidung über die Zukunft der angeschlagenen
Buch- und Medienhandelskette Libro dürfte sich noch bis Anfang
nächster Woche hinziehen. Bis dahin soll quasi in letzter Minute ein
ernsthafter Investor aus dem Hut gezogen werden. Denn nur dann sind
die Gläubigerbanken bereit, weiter zu finanzieren. Während einige Spitzenbanker in Wien schon andeutungsweise
appellierten, endlich "Schluss zu machen", drücken sich andere als
skeptisch bekannte Banker, wie etwa ÖVAG-Vorstand Erich Hackl, bei
der Bilanzpressekonferenz seines Hauses diplomatisch aus: "Ein
Nachschuss der Banken ist unwahrscheinlich, wenn kein Käufer da ist."
Wobei er hinzu fügte, dass es an "unseriösen" Interessenten "jede
Menge" gebe. "Es gibt aber auch seriöse."Interessenten
Inzwischen werden laufend Namen von möglichen Investoren genannt.
Allerdings, so ein Insider, sei zur Stunde "kein wirklich
ernsthafter Interessent" dabei, der den kolportierten Kaufpreis von
40 bis 50 Mill. Euro auf den Tisch legen würde. Als möglicher Interessent wird neben dem eher chancenlosen Thomas
Theuretzbacher (aus der Herlango-Gründerdynastie) wieder der
oberösterreichische Papier- und Bürowarenhändler Anton Stahlinger
genannt, der schon vor einem Jahr bei den Banken abgeblitzt war. Als
dritter Interessent wird ein Konsortium um den Wiener
Unternehmensberater Rudolf Haberlander genannt, hinter dem die
norddeutsche Buchhandelskette Weiland und Gerhard Wöhrl stehen soll.
Auch Haberlander war schon vor einem Jahr vor der
Libro-Ausgleichseröffnung bei den Interessenten dabei.
Wie berichtet braucht Libro dringend zwischen 20 und 40 Mill.
Euro, um Ende Juni die dritte Ausgleichsquote von 8,5 Prozent oder
rund 10 Mill. Euro zu zahlen, dazu kommen die Urlaubsgelder der
Mitarbeiter und der Einkauf für das Schulgeschäft im Herbst. Die
Gläubigerbanken haben einen dringend notwendigen Überbrückungskredit
bisher abgelehnt. Auch Raiffeisen soll zuletzt skeptisch geworden
sein. Sollte bis nächste Woche kein Interessent gefunden werden und
damit sofort ausreichend Kapital in das Unternehmen fließen, ist der
drohende Konkurs der Handelskette kaum mehr abzuwenden. Ein Ausgleich
wie vor einem Jahr ist laut Insolvenzgesetz nicht mehr möglich, da
ein Ausgleich nur alle fünf Jahre angemeldet werden darf. Bei einem
Konkurs leben die Forderungen der Banken von rund 170 Mill. Euro
wieder auf.
Weitere Klagen
Während Libro ums Überleben kämpft, könnten neben den
Ex-Vorständen Andre Rettberg und Johann Knöbl noch weitere Manager
für das "vergangene Desaster gerichtlich belangt werden", berichtet
das Wirtschaftsmagazin "trend" in seiner jüngsten Ausgabe.
Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger bringt eine Klage bei der
Staatsanwaltschaft Wien ein. Dabei geht er laut "trend" davon aus,
dass schon der Prospekt zum Börsegang der Libro AG im Herbst 1999
wesentliche Mängel enthalten habe. Den damaligen Alteigentümern und
Aufsichtsräten wirft Rasinger vor, dass sie den Finanzbedarf für die
geplante Expansion nicht ausreichend beschrieben hätten. (APA)