Asien & Pazifik
Straw: "Keine Lösung durch Krieg"
Britischer Außenminister versucht zu vermitteln - Wachsende Kritik an britischen Waffenexporten in Krisenregion
Islamabad/London - Der britische Außenminister Jack
Straw hat die Atommächte Indien und Pakistan eindringlich vor den
Folgen eines Krieges um Kaschmir gewarnt. "Es kann keine Lösung durch
Krieg oder Terrorismus geben", sagte Straw am Dienstag in Islamabad
nach einem Gespräch mit dem pakistanischen Militärmachthaber Pervez
Musharraf. Pakistan warf er vor, angebliche "Freiheitskämpfer" im
indischen Teil Kaschmirs zu unterstützen, die vom Rest der Welt als
Terroristen betrachtet würden. Die britische Labour-Regierung will unterdessen trotz wachsender
Kritik ihre Waffenexporte nach Indien und Pakistan unbehindert
fortsetzen. Das Verteidigungsministerium bestätigte am Dienstag, dass
mit Indien Gespräche über die Lieferung von Kampfflugzeugen des Typs
Sea Harrier geführt werden. Die Senkrechtstarter sollen bis
spätestens 2006 aus der britischen Marine (Royal Navy) ausgemustert
werden.
Straw hatte zuvor mit Nachdruck Berichte zurückgewiesen, London
plane ein Waffenembargo gegenüber Indien und Pakistan. "Es gibt kein
Embargo. Es gibt keine Verwirrung", sagte er auf dem Flug in die
Krisenregion. Am Vortag hatten britische Zeitungen berichtet,
Großbritannien wolle die Vergabe von Exportlizenzen einfrieren. Straw
verwies darauf, dass London bei Waffenlieferungen in Krisenregionen
an EU-Kriterien gebunden sei.
Unterdessen wächst die Kritik an der Rüstungsexportpolitik. Laut
"Guardian" haben etwa 70 Abgeordnete aller Parteien einen Antrag
unterschrieben, in dem die Regierung aufgefordert wird, die geplante
Lieferung von 66 Hawk-Trainingsflugzeugen an Indien zu stoppen. Von
dem auf eine Milliarde Pfund (1,6 Mrd Euro) bezifferten Auftrag
hängen nach Angaben der Gewerkschaften beim Rüstungskonzern BAE
Systems 2500 Arbeitsplätze ab.
"Wir sollten nicht die Moral eines Drogenhändlers an den Tag legen
und den Standpunkt vertreten, dass andere liefern, wenn wir es nicht
tun", sagte der Labour-Politiker Roger Berry am Dienstag der BBC.
Laut "Guardian" soll sich Premierminister Tony Blair persönlich für
den Verkauf der Hawk-Jets stark gemacht haben. Der Vertragsabschluss
stehe aber noch aus. Die Regierung müsse sich die Frage gefallen
lassen, ob Straw als "Friedensstifter oder Handelsreisender"
unterwegs sei, kommentierte der "Guardian" am Dienstag. (APA/dpa)