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Foto: Reuters/Bensch
Statt der Konfrontation mit den Niederungen des kleinbürgerlichen Alltags bei Jürgen Fliege oder Barbara Karlich war ein Ausflug in höhere Gefilde angesagt. ARD und ORF übertrugen die Hochzeit der norwegischen Prinzessin Märtha Louise, und setzten beim Rapport des Immergleichen schon im Titel markante Akzente: "Die Liebe siegt" versus "Hochzeit in Trondheim". Die deutschen Moderatoren hatten sich zur Verstärkung die aus Norwegen stammende Schlagersängerin Wencke Myhre ins Studio geholt, und auch der ORF-Kommentator Roland Machatschke konnte auf einen skandinavischen Beisitzer zurückgreifen, der obendrein einst sogar dieselbe Schule wie die Prinzessin und ihr Bruder Haakon besucht hatte. Ihre Doppelconference verdoppelte dann vor allem, was ohnehin jeder sehen konnte, der es nicht besser wusste. Zum Anblick der nach der Trauung noch verschlossenen Kirchentore entspannen sich sinnfällige Dialoge wie etwa: "Jetzt kommt das frisch gebackene Ehepaar zuerst alleine heraus." - "Ja, die stehen ja auch im Mittelpunkt". Der europäische Hochadel, übrigens noch mit reichlich Nachwuchs im (demnächst) heiratsfähigen Alter gesegnet, füllte also zweieinviertel Stunden Nachmittagsprogramm. Angesichts der demnächst anstehenden Übertragung der Feierlichkeiten zum Kronjubiläum der englischen Königin stellt sich uns nüchternen Republikanern die Frage: Wer braucht das? Und: Braucht das wer? (irr/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 28. Mai 2002)