Wien - "Offensichtlich ist der Tod der Semmelweisklinik beschlossene Sache. Aber der Gesundheitsstadträtin fehlt die Courage, es gleich zu machen. Das wird ein langsames Sterben wie beim Mautner-Markhof'schen Kinderspital", kritisiert Erwin Rasinger, Arzt und ÖVP-Gesundheitssprecher im Nationalrat.Ab September wird die Gynäkologie aus dem Traditionsspital ausgesiedelt und der Rest als ausgelagerte geburtshilfliche Abteilung der Rudolfstiftung in Wien-Landstraße geführt. Der dortige Leiter Werner Grünberger wird Teilzeitchef im "Haus der sanften Geburt" in Währing. Neue Leitung Diesen Freitag läuft die Bewerbungsfrist für den zweitwichtigsten Posten aus: jener des Leiters/der Leiterin der geburtshilflichen Abteilung. Die Ausschreibung wirkt maßgeschneidert für Michael Adam, Vorreiter der sanften Geburt und Leiter des bankrotten Geburtshauses Nußdorf, das einen jahrelangen, aber ergebnislosen Kampf für einen Kassenvertrag geführt hat. Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann dazu im STANDARD-Gespräch: "Es wäre eine Möglichkeit, das Konzept von Nußdorf in die Semmelweisklinik zu verlagern. Da hätten vielleicht alle etwas davon. Ich bin von allen Parteien aufgefordert worden, etwas zu tun, damit Nußdorf für Wien erhalten bleibt und halte sein Konzept für gut". Dem Vernehmen nach gibt es allerdings drei weitere MitbewerberInnen, von denen mindestens einer den Ausschreibungsbedingungen exakt entspricht. Im Juli fällt die Entscheidung. Konzept vor Standort ExpertInnen meinen jedoch, dass das Beibehalten eines Rumpfspitals purer Luxus sei, weil die Geburten im noblen 18. Bezirk weniger werden, während man im Osten Wiens zu wenig Kapazitäten habe. Ihr Herz habe nicht am Standort gehangen, gibt Pittermann unumwunden zu. Aber rund um das Floridsdorfer Spital gebe es keinen Platz, um eine neue Abteilung zu bauen. Sollte die Semmelweis-Klinik irgendwann einmal doch abgesiedelt werden, müsse man den klingenden Namen beibehalten. "Es geht nicht um den Standort, sondern um das Konzept." Ein Konzept, das laut Rasinger allerdings internationalen Standards widerspricht: Eine geburtshilfliche Abteilung ohne Kinderintensivstation sei ein Risiko, auch Komplikationen bei der Geburt könnten möglicherweise nicht gut genug behandelt werden, weil es an chirurgischer Kompetenz fehle. Risikoschwangerschaften würden ohnehin nicht aufgenommen, beruhigt Pittermann. Und sicherer als eine Hausgeburt wäre das Kinderkriegen in der schlankeren Semmelweisklinik allemal. (Martina Salomon) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 28.5. 2002)