Wirtschaft
Steuern "bremsen" Investitionslust
Wifo-Studie: Steuerbelastung wegen Rückgang des Zinsniveaus gesunken
Wien - Die Besteuerung von Unternehmen hat eine messbare
Wirkung auf das Investitionsverhalten, welches stark vom
wirtschaftlichen Umfeld abhängt. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut
(Wifo) ist die Steuerbelastung des Kapitals wegen einem Rückgang des
Zinsniveaus im Laufe der achtziger und neunziger Jahre gesunken.
Obwohl die Steuerbelastung durch die Steuerreformen 1988/89 und
1993/94 insgesamt gesenkt worden sei, habe die begleitende Senkung
des Freibetrags eine Abschwächung der Investitionen zur Folge gehabt. Das Wifo untersuchte in seinem jüngsten Monatsbericht unter dem
Titel "Kapitalnutzungskosten in Österreich" den Einfluss der
Steuerpolitik auf das unternehmerische Investitionsverhalten. Das
Konzept der "Kapitalnutzungskosten" biete einen möglichen Zugang zur
Messung des Einflusses der Besteuerung auf die Investitionstätigkeit,
indem es die Wechselwirkungen einiger wichtiger steuerpolitischer
Instrumente in überschaubarer Weise erfasst, erklärt das Wifo in der
Studie.
Kapitalnutzungskosten
Die Kapitalnutzungskosten für langlebige Kapitalgüter weisen in
der Regel die höchste Sensitivität gegenüber Änderungen des Satzes
der Besteuerungsvariablen auf, schließt das Wifo aus der
Untersuchung. Die Anhebung der steuerrechtlich anerkannten
Abschreibungssätze um beispielsweise 1 Prozent habe mit einer
Steigerung der Bruttoinvestitionen um 2,52 Prozent unter allen
Maßnahmen (Senkung des Körperschaftsteuersatzes, Anhebung des
Investitionsfreibetrags) den größten Wirkungsgrad. Allerdings falle
die dadurch entstehende Entlastung des Kapitals, im Gegensatz zu
einer unmittelbar spürbaren Steuertarifsenkung, erst allmählich an.
Die Untersuchung des Wifo ergab, dass die Kapitalnutzungskosten
einerseits durch die Zins- und Preisentwicklung sowie andererseits
durch die technologisch bedingte ökonomische Lebensdauer der
Investitionsgüter bestimmt werden.
Finanzierungsstruktur
Der Einfluss der Unternehmensbesteuerung auf die
Kapitalnutzungskosten und damit auf das Investitionsverhalten hängt
von der Finanzierungsstruktur der Investitionen ab. Insbesondere wird
der investitionsdämpfende Effekt einer Körperschaftsteuererhöhung
durch die (satzabhängige) Steuerbegünstigung der Fremdkapitalzinsen
merklich verringert. Analog ist im Fall einer Steuersenkung ebenfalls
nur eine geringe Wirkung auf das Investitionsverhalten des privaten
Sektors zu erwarten.
Die Kapitalnutzungskosten seien bestimmend für das
Investitionsverhalten der Unternehmen. Sie wurden für den
privatwirtschaftlichen Sektor in Österreich von 1976 bis 2000
berechnet und einer Sensitivitätsanalyse in Bezug auf die einzelnen
steuerpolitischen Instrumente unterzogen. Dabei werden nur die
wesentlichsten Besteuerungsvariablen berücksichtigt, die für eine in
Österreich ansässige Kapitalgesellschaft im Untersuchungszeitraum von
Bedeutung waren: die Gewerbesteuer, die Körperschaftsteuer, die
steuerliche Abschreibung und der Investitionsfreibetrag. (APA)