Mensch
Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Wien/Innsbruck - In den
kommenden Tagen (30. Mai bis 1. Juni) findet in Alpbach in Tirol die
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe (OEGGG) statt. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag in
Wien wurde vor allem auf die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten
für Frauen mit Problemen im höheren Lebensalter hingewiesen. Gefährlich und trotzdem vielfach verdrängt: die Osteoporose
(Knochenschwund). "96 Prozent aller Frauen versterben nicht an
Brustkrebs. Das Risiko, an Brustkrebs zu versterben, beträgt für eine
50-Jährige drei Prozent. Das Risiko, an den Folgen einer Osteoporose
zu versterben, beträgt ebenfalls drei Prozent. Es ist also gleich
hoch", erklärte Prim. Dr. Hans Concin vom LKH Bregenz.
Behandlung von Osteoporose
Diskutiert wird von den Fachleuten bei der Tagung auch eine
altersabhängige Behandlung der Osteoporose: Östrogen-Ersatztherapie
am Beginn, dann eventuell Umstieg auf spezifischer wirkende
Hormon-ähnliche Substanzen (z.B. Raloxifen) ohne zusätzliches
Krebsrisiko und schließlich erst die Bisphosphonate als Hemmer des
Knochenabbaus. Studien haben gezeigt, dass man mit Raloxifen - einer
Designer-Substanz, welche wie ein Östrogen, aber nur auf die Knochen
wirkt - gleichzeitig eine Mammakarzinom-Schutzwirkung von
durchschnittlich rund 60 Prozent erreicht.
Andere Hormone wiederum können zur Behandlung spezifischer
Probleme der Frauen in der Menopause eingesetzt werden. Univ.-Prof.
Dr. Christian Egarter von der Wiener Universitäts-Frauenklinik am
AKH: "Etwa ein Drittel der Frauen über 50 sagen, sie haben ein
vermindertes sexuelles Interesse. Hier kommt die bloße
Östrogen-Gestagen-Hormonsubstitution zu einem relativ suboptimalen
Ergebnis." Wahrscheinlich hängt das Problem vom mit dem Wechsel
ebenfalls auftretenden Androgen-Mangel der Frauen ab. Hier gebe es
mit der Substanz Tibolon nunmehr ein in solchen Fällen gut wirksames
Arzneimittel zum Hormonersatz.
Fehldiagnose
Viel zu spät erkannt bzw. falsch diagnostiziert wird eine
besonders schwere Form von Brustkrebs: das rasch wachsende
(inflammatorische, Anm.) Mammakarzinom. Univ.-Prof. Dr. Heinrich
Salzer, Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am
Wiener Wilhelminenspital: "Die Brust ist dabei stark gerötet und
geschwollen. Diese Symptomatik führt in nahezu der Hälfte der Fälle
zu einer fatalen Fehldiagnose - einer Mastitis (gutartige
Brustentzündung, Anm.).
Sprichwörtlich unter die Leute bringen will OEGG-Präsident
Univ.-Prof. Dr. Norbert Pateisky (AKH Wien) bei der Tagung in Alpbach
das Thema der Qualitätskontrolle. Die Fachgesellschaft hat in den
vergangenen Jahren insgesamt bereits acht Leitlinien für
Früherkennung und Behandlung häufiger gynäkologischer Erkrankungen
formuliert, die nunmehr auch gesammelt im Druck vorliegen. Zum Thema
Medizin-Komplikationen gibt es bei dem Kongress ein Podiumsgespräch
zwischen Pateisky und dem Gesundheitsökonom Univ.-Prof. Dr. Christian
Köck. Der OEGG-Präsident: "Manche Komplikationen sind unvermeidbar.
Was wir aber können, wir können aus Fehlern lernen."
(APA)