Wien - Die Kardiologen sprechen von einem "Meilenstein", von
einem "Durchbruch" in der Behandlung von Verengungen an den
Herzkranzgefäßen per Ballon-Katheter-Aufdehnung. An die gedehnte
Engstelle eingefügte Drahtgitter-Rohre, welche ein Medikament
abgeben, verringern die Rückfallsrate um 70 Prozent und mehr. Seit kurzem gibt es aber eine revolutionäre Neuerung. Seit Ende
April sind auch in Österreich "Stents" ("Cypher",
Cordis/Johnson&Johnson) erhältlich, die mit der Substanz Rapamycin
beschichtet sind und dieses sonst zur Beherrschung von
Abstoßungsreaktionen nach Organtransplanationen eingesetzte
Medikament in geringsten Dosen etwa 40 Tage lang abgeben. Univ.-Prof.
Dr. Otmar Pachinger, führender Kardiologe an der Innsbrucker
Universitätsklinik: "Rapamycin ist ein Antibiotikum, das die
Zellteilung verhindert."
Das verringert laut zahlreichen klinischen Studien, an denen auch
österreichische Wissenschafter beteiligt waren, die Häufigkeit des
Wiederauftretens solcher "Engpässe" nach einer erfolgen
Ballon-Aufdehnung eines Herzkranzgefäßes dramatisch: In einer
Teilauswertung der US-Sirius-Studie mit 400 Patienten sank die
Restenose-Rate im Vergleich zu Stents ohne die Beschichtung von 32
auf zwei Prozent. In einzelnen Studien wurde gar eine Null-prozentige
Rückfallsrate - im Vergleich zu an die 30 Prozent - erreicht.
Die neuen Drahtgitter-Geflechte inklusive Beschichtung
sind drei Mal teurer als herkömmliche Stents (2.300 statt 800 Euro).
Die führenden österreichischen Kardiologen haben sich - nicht zuletzt
deshalb - darauf verständigt, das neue Verfahren vor allem bei
Patienten mit koronarer Herzkrankheit zu verwenden, die mit einer
Wahrscheinlichkeit von 40 bis 50 Prozent ein besonders hohes Risiko
für einen Rückfall aufweisen. Das dürften 20 bis 30 Prozent der
Betroffenen sein. Dazu gehören beispielsweise auch Diabetiker.
Univ.-Prof. Dr. Werner Klein, Vorstand der kardiologischen
Abteilung an der Medizinischen Universitätsklinik in Graz: "Dieser
neue beschichtete Stent ist ein Meilenstein in interventionellen
Kardiologie." (APA)