Am 24. Mai fand der bisher achte AbsolventInnentag der Johannes Kepler Universität statt. Über 100 TeilnehmerInnen waren gekommen, um sich über die Fortschritte und Blockaden in der (österreichischen) Gleichstellungspolitik zu informieren und darüber mit ExpertInnen zu diskutieren.Gender Mainstreaming umsetzen Im oberösterreichischen Jahr der Chancengleichheit befasste sich diese eintägige Veranstaltung mit Frauen- und Geschlechterpolitik zwischen Gender Mainstreaming und Frauenförderung und ging der Frage nach, ob die Strategie von Gender Mainstreaming der Vision von einer geschlechtergerechten Welt zur Realität verhelfen könne und imstande sei, die asymmetrische Verteilung von Einfluss, ökonomischer, politischer, kultureller Macht aufzuweichen. Neue Rollenbilder erforderlich Gender Mainstreaming impliziert die Notwendigkeit der Veränderung der Rolle des Mannes ebenso wie die Erarbeitung eines neuen Frauenbildes. Die Entwicklung neuer, aufeinander bezogener Positionen erfordert einen intensiven Geschlechterdialog. Wie sich dieser in der österreichischen Realität gestaltet, welche Chancen ergriffen werden und welche Grenzen gesetzt sind, wurde in Vorträgen am Veranstaltungsvormittag unter dem Titel "Ambivalenzen im Geschlechterdialog" angesprochen. Vier Thesen für Gleichstellungspolitik Das Eröffnungsreferat hielt Dr.in Ursula Kubes-Hofmann. Unter dem Titel "Neue Politik oder: 'Gender Mainstreaming' als Marktfaktor in dezentralisierten esoterischen und theosophischen Kriegsbuden des 21. Jahrhunderts" stellte sie vier Thesen für das Funktionieren einer Gleichstellungspolitik auf. Für sie nimmt das Methodenset und Erhebungsinstrument des "Gender Mainstreaming" eine neutrale Rolle ein, das weder "gut" noch "böse" ist. Eine sinnvolle Anwendung des Gender Mainstreaming setze voraus, dass der Begriff "gender" in seinem ursprünglichen, feministischen Kontext und seiner Bedeutung in die Diskussion gebracht wird. Funktionieren können Gleichstellungsmaßnahmen zugunsten von Frauen auch nur dann, wenn es eine Rückkehr zu politischen Steuerungsmechanismen gibt, so Kubes-Hofmann. Wo steht die Männerbewegung heute? Kritisch dem eigenen Geschlecht gegenüber gab sich Dr. Peter Döge, Politikwissenschafter und Männerforscher aus Berlin. Geschlechterdemokratie als strategischer Ansatz von Geschlechterpolitik sieht sogar ein stärkeres Engagement von Männern bei einer egalitären Ausgestaltung der Geschlechterverhältnisse vor. Lebendig vermittelte der Wissenschafter, wo die "Männer-Bewegung" seiner Meinung nach heute steht, wo Blockaden einer weiteren Männerveränderung zu finden sind und was Geschlechterdemokratie aus Sicht der Männerforschung bedeuten kann. Herstellung von Chancengleichheit Die Workshops am Nachmittag beschäftigten sich mit "Konzepten zur Herstellung von Chancengleichheit". Unter Anleitung erfahrener Trainerinnen wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit eines Austauschs zu einer von vier Thematiken, die u.a. die Bereiche Wirtschaft und Politik abdeckten, gegeben. Die Veranstalterinnen des AbsolventInnentages waren die Stabsstelle für Frauenförderung, das Institut für Frauen- und Geschlechterforschung und der Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro der Stadt Linz, dem Büro für Frauenfragen des Landes Oberösterreich, dem Frauenreferat der ÖH Linz und dem Interdisziplinären Zentrum für Soziale Kompetenz an der Johannes Kepler Universität. An einer Tagungsdokumentation wird gearbeitet. (red)