International
Studie: Moslems in EU immer mehr Anfeindungen ausgesetzt
Auch in Österreich verstärkte verbale Anpöbelungen
Wien - Nach den Terroranschlägen auf die USA am 11.
September vergangenen Jahres seien Moslems in der EU immer mehr
Anfeindungen ausgesetzt. Sowohl verbale als auch körperliche Angriffe
auf Moslems hätten zugenommen. Dies geht aus aus einer am Dienstag in
Wien präsentierten Studie der Europäischen Stelle zur Beobachtung von
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hervor. Auch in Österreich
habe es zwar vermehrt Anfeindungen gegen Moslems gegeben, aber zu
tätlichen Angriffen sei es nicht gekommen, heißt es in dem
EUMC-Bericht über "Islamophobie in der EU nach dem 11. September
2001". Die auf 15 umfassenden EU-Länderberichten beruhende Studie
(Beobachtungszeitraum: 12. September bis 31. Dezember) zeigt, dass in
vielen Teilen der EU nach den Terrorangriffen eine zunehmende
Islamophobie erkennbar ist. "Die Ergebnisse des Berichts zeigen, dass
seit dem 11. September islamische Gemeinden und andere gefährdete
Gruppen Ziel zunehmender Anfeindungen geworden sind", wurde der
Vorsitzende der EUMC, Bob Purkiss, auf der Website
der in Wien ansässigen Institution zitiert. Ein
"stärkeres Gefühl der Angst bei der Bevölkerung" habe bereits
bestehende Vorurteile verschärft und "Angriffen und Belästigungen
überall in Europa Vorschub geleistet", erklärte Purkiss.
Am deutlichsten zeige sich dies bei Kopftuch-tragende moslemischen
Frauen. Auch in Österreich seien Frauen mit den traditionellen
Kopftüchern verstärkt verbal angepöbelt worden, ebenso wie
Turban-tragende Sikhs, die irrtümlich für Moslems gehalten wurden.
Dennoch nannte er auch Beispiele, wie man derartigen Vorurteilen auch
in positiver Weise etwas entgegensetzen könne. So hätten einige
Glaubensführer und Politiker versucht, ein Verständnis für
verschiedene Glaubensrichtungen und Kulturen zu fördern und Gemeinden
einander anzunähern. "Diese Bemühungen hatten eine eindeutig positive
Wirkung", betonte Purkiss.
Unabhängig von den verschiedenen festgestellten Ausprägungen von
Gewalt und Aggression seien wiederholte Angriffe auf erkennbare
Charakteristika des Islam und der Moslems das "hervorstechendste
Element aller Länderberichte", zeigte sich die EUMC über die jüngste
Zunahme rassistischer Gewalt in Europa sehr besorgt.
Als Folge der Krise im Mittleren Osten sei auch eine Welle des
Antisemitismus entstanden. Zu den jüngsten Angriffen auf Juden gehöre
das Versenden von Hass-Mails, die Verwüstung von Synagogen und
jüdischen Friedhöfen sowie verbale und körperliche Angriffe, hieß es
auf der EUMC-Website. "In Europa müssen wir uns nicht nur der
Islamophobie, sondern auch dem Antisemitismus entgegen stellen",
betonte die EUMC-Direktorin Beate Winkler. Sie kündigte einen
baldigen Bericht über Antisemitismus an. (APA)