Frankreich
Ein Viertel der Franzosen findet Le Pens Ideen gut
Rezepte zur Bekämpfung der Kriminalität werden sogar von 40 Prozent unterstützt
Paris - Auch nach der Niederlage des rechtsradikalen
Politikers Jean-Marie Le Pen im zweiten Durchgang der Präsidentenwahl
in Frankreich bleibt sein Gedankengut virulent: Mehr als ein Viertel
der Wähler stellten sich in einer Umfrage für die Tageszeitung "Le
Monde" (Mittwochausgabe) hinter Le Pens Konzepte. Besonders hohe
Werte gab es für die Rezepte Le Pens zur Kriminalitätsbekämpfung (40
Prozent), zur Verteidigung traditioneller Werte (35 Prozent) und zur
Beschränkung der Einwanderung (27 Prozent). Acht Prozent würden es "schockierend", 20 Prozent "sehr
bedauerlich" finden, wenn Le Pens Nationale Front (FN) bei der
Parlamentswahl trotz eines Wählerpotenzials um die 20 Prozent nicht
in das Pariser Abgeordnetenhaus einzieht. Die Front National will bei
der Parlamentswahl am 9. und 16. Juni in allen Wahlkreisen Kandidaten
aufstellen und möglichst viele in die Stichwahl bringen. Nach dem
französischen Mehrheitswahlrecht hat eine Partei mit einem Potenzial
von 20 Prozent der Stimmen Schwierigkeiten, Mandate zu gewinnen, weil
in jedem Wahlkreis nur der Bestplatzierte gewählt ist.
An dieser Bestimmung sind die FN-Kandidaten schon oftmals
gescheitert. Dafür machen sie vor allem die traditionelle Rechte
unter Präsident Jacques Chirac verantwortlich, die Wahlbündnisse mit
der FN ablehnt. Deshalb will die FN im zweiten Durchgang der
Parlamentswahl den Konservativen und Liberalen kompromisslos
Konkurrenz machen. Le Pen hatte im zweiten Durchgang der
Präsidentenwahl am 5. Mai knapp 18 Prozent erhalten, Chirac mehr als
82 Prozent.(APA)