Linz - Umweltschützer am Traunsee wehren sich gegen die Einleitung von Industrieabwässern durch die Firma Solvay in Ebensee. Das Unternehmen hat um eine Verlängerung der Erlaubnis bis 2016 angesucht. Kritiker befürchten, dass die Abfälle des Sodaerzeugers sich negativ auf Ökologie und Tourismus am Traunsee auswirken.

"Österreich lässt es zu, dass der zweitgrößte Alpensee als Mülldeponie verwendet wird", meint der Umweltaktivist Alois Neuhuber. Das Unternehmen macht davon jedoch den Fortbestand des Betriebes abhängig.

Seit Jahrzehnten verfügt die Österreich-Werk des belgischen Chemiekonzerns über die Genehmigung, Stoffe, die bei der Sodaproduktion anfallen, in den Traunsee einzuleiten. Im oberen Ende des Sees, bekannt auch aus der Fernsehserie "Schlosshotel Orth", hat sich ein Schlammkegel von 47 Meter Höhe und 4,7 Millionen Kubikmeter Volumen gebildet. Dies entspricht etwa 117.000 Waggons, einem Lastzug von 1400 Kilometern Länge.

Auch Schwermetalle dürfen seit 1996 eingeleitet werden: Blei (zwei Tonnen jährlich), Cadmium (131 kg), Chrom (zwei Tonnen), Kupfer (1640 kg), Nickel (1640 kg), Quecksilber (16 kg), Ammonium, Chlorid und Phosphor.

Sorge um Trinkwasser

Der Widerstand regt sich in den Traun-Gemeinden Lambach und Stadl-Paura. Die dortigen Wassergenossenschafter protestieren.

Bei Solvay verweist man auf die im Vorjahr präsentierte Traunsee-Studie der Akademie der Wissenschaften. Trinkwasserqualität, Artenvielfalt, ökologische Funktionsfähigkeit und Fischbestand würden durch die Einleitung "nicht wesentlich beeinflusst", heißt es darin. Nur im unmittelbaren Einleitbereich, rund einem Prozent der Seebodenfläche, gebe es eine signifikante Beeinflussung.

Das Chemieunternehmen führt als Argument 220 Arbeitsplätze an. Für Solvay ist die Erlaubnis zur weiteren Einleitung von Abwässern unumgänglich für den Weiterbestand des Betriebes.

"Niemand hat etwas gegen Solvay", sagt dazu Neuhuber. "Wir sind natürlich für Arbeitsplätze, aber hier werden Arbeitsplätze gegen die Umwelt ausgespielt."

Das Verfahren um die Verlängerung der Bewilligung geht in die Endphase. Am 10. und 11. Juni findet eine öffentliche Verhandlung in Ebensee statt, entschieden wird bis Herbst. (APA, DER STANDARD, Printausgabe, 29.5.2002)