Wien/London/Köln - Weiterhin bleiben Telekomunternehmen eine Baustelle. Im Umfeld insolventer Kabelbetreiber wie KPNqwest und US-Großpleiten wie Global Crossing sorgen die Schuldenberge der meisten europäischen Telekomfirmen weiterhin für Unsicherheit. Dienstag brachten eine Reihe voneinander unabhängiger Nachrichten eine leichte Entspannung für den Markt. In Wien meldete die Telekom Austria eine kräftige Ertragssteigerung. In London verbuchte Vodafone trotz Ergebnissteigerung einen Rekordverlust, da der Kauf von Mannesmann verdaut werden musste - aber Marktbeobachter hatten Schlimmeres befürchtet. Und in Köln wurde der einstige Börsenliebling Ron Sommer von den Aktionäre mit großer Mehrheit entlastet. Telekom Austria überrascht Die heimische TA konnte mit besseren Ergebnissen als erwartet überraschen. Insgesamt verzeichnete die TA-Gruppe (mit 75 Prozent Anteil an der Mobilkom) im Jahresvergleich einen um 1,9 Prozent auf 962,5 Mio. Euro leicht gestiegenen Umsatz und eine Steigerung des konsolidierten Nettogewinns um 264 Prozent von 10,3 Mio. Euro auf 37,5 Mio. Euro. Beim Festnetzkern TA AG ging im ersten Quartal der Umsatz um fünf Prozent auf 565,9 Mio. Euro zurück, das Betriebsergebnis drehte von minus 9,5 Mio. Euro auf plus 9,1 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung der TA sank von Jänner bis März 2002 um zehn Prozent auf 2,95 Mrd. Euro. Erleichterung bei Vodafone Erleichterung herrschte nach der Bekanntgabe des Jahresergebnisses des britischen Vodafone-Konzerns. Zwar wurde ein Rekordverlust von 13,5 Mrd. Pfund (21,4 Mrd. Euro) gemeldet. Aber eine kräftige Umsatz- und Ertragssteigerung (Gewinn vor Abschreibung: 6,2 Mrd. Pfund, ein Plus von 54 Prozent), milderte die höchste Abschreibung der britischen Unternehmensgeschichte in Höhe von 19,7 Mrd. Pfund. Noch zu Wochenbeginn wurde kolportiert, dass die mehrmonatige Übernahmeschlacht von Mannesmann, die Anfang 2000 für 113 Mrd. Pfund gekauft wurde, eine Wertberichtigung von 70 Mrd. Pfund nötig machen würde. Vorstand der Deutschen Telekom erhält Entlastung Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben den Aufsichtsrat und den Vorstand des Unternehmens mit großer Mehrheit entlastet. Dies teilte das Unternehmen zum Abschluss der Hauptversammlung in Köln in der Nacht auf Mittwoch mit. Im Verlauf der teilweise turbulenten Hauptversammlung hatten die Aktionäre den Konzernvorstand um Ron Sommer wegen des Einbruchs der T-Aktie und der Anhebung der Vorstandsbezüge scharf attackiert. Die Anteilseigner warfen der Telekom-Führung unter anderem Traumtänzerei und eine falsche Strategie vor. Vorstandschef Ron Sommer bezeichnete den Kursverfall der T-Aktie als "in höchstem Maße unerfreulich". Dies stehe im krassen Gegensatz zur operativen Entwicklung des Unternehmens. "Die Telekom ist breiter und solider aufgestellt als fast alle Wettbewerber", betonte Sommer. ( ag, red, DER STANDARD, Printausgabe 29.5.2002)