Istanbul - Der zum Tode verurteilte PKK-Chef Abdullah
Öcalan sollte nach Vorstellungen des türkischen Militärs nicht
hingerichtet werden, sondern sein Leben wie der Hitler-Stellvertreter
Rudolf Heß bis an sein Lebensende hinter Gittern verbringen. Dies
berichteten türkische Zeitungen am Mittwoch unter Berufung auf eine
autorisierte Quelle. Damit könne der Weg für eine völlige Abschaffung
der Todesstrafe freigemacht werden, die als eine der Voraussetzungen
für die angestrebte EU-Mitgliedschaft der Türkei angesehen wird.
Der Vorschlag der Generäle macht den Berichten zufolge zur
Bedingung, dass es für Straftäter wie Öcalan auch in Zukunft keine
Amnestie geben dürfe. Dies müsse in der Verfassung festgeschrieben
werden. Damit wolle die Armeeführung von vornherein ausschließen,
dass spätere Bestrebungen nach dem Motto "Freiheit für Öcalan" jemals
zum Erfolg führen könnten. Türkische Zeitungen verglichen den
Vorschlag mit der lebenslangen Haftstraße von Rudolf Heß. Der nach
dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten zu lebenslanger Haft
verurteilte Hitler-Stellvertreter hatte sich 1987 als 93-Jähriger im
Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau erhängt.
Der Kompromissvorschlag der türkischen Militärführung könnte
Bewegung in die festgefahrene Debatte um die Abschaffung der
Todesstrafe bringen, die in der Türkei vorrangig mit Blick auf das
Schicksal von Öcalan geführt wird. (APA/dpa)