Weimar - Das Spektrum des Rechtsextremismus ist nach Darstellung des deutschen Experten Rainer Fromm erheblich breiter geworden. Der Journalist, der sich in zahlreichen Beiträgen mit Rechtsextremismus und Okkultismus befasst hat, sagte am Mittwoch in Weimar auf der Jahrestagung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, früher hätten Liedermacher und Skinheadbands das subkulturelle Gesicht der rechtsextremistischen Szene geprägt. In den letzten zwei Jahren seien verstärkt Teile der Black-Metal-Szene nach Rechtsaußen abgedriftet. Dadurch sei ein dauerhaftes Reservoir entstanden, aus dem sich die organisierte und die unorganisierte rechtsextreme Szene bedienen könne, sagte Fromm. In Russland, Polen und in der Ukraine trage "das subkulturelle Gesicht des Rechtsextremismus' sogar bereits ein Black-Metal-Gesicht". "Birkenau", "Gestapo", "Kristallnacht" Amerikanische und französische Black-Metal-Bands hätten sich Namen wie "Birkenau", "Gestapo", "Kristallnacht" gegeben, was Inhalt und Programm zugleich verdeutliche. "Sie verbreiten Texte, die ich in dieser Aggressivität nur sehr selten von hartgesottenen Skinheadbands gehört habe", sagte der Wiesbadener Publizist. Um die rechtsextreme Black-Metal-Szene seien Netzwerke wie etwa die "allgermanisch-heidnische Front" entstanden, die unter anderem über Stützpunkte in Sachsen, Thüringen und Hessen verfügten. Er schätze, dass in Europa ein Fünftel der rechtsextremen Musiktonträger aus dem Bereich des Black Metal komme, mit rapide steigender Tendenz, sagte Fromm. Im Internet stellten sich die Bands technisch auf dem höchsten Stand, inhaltlich jedoch primitiv dar. Dem jugendlichen Nutzer stehe dort die gesamte Bandbreite der rechtsextremistischen Vernetzung zur Verfügung. Fromm sagte weiter, in den Jugendszenen bestünden bisher kaum Abwehrmechanismen gegen rechtsextremistische Unterwanderung. Unterdessen versuchten auch satanistische Gruppen an diese Subkulturen anzudocken. (APA/AP)