Wien – Vier Tage nach dem Unfall bei der Bosch-Rallye, bei dem die Wiener Beifahrerin Jutta Gebert ums Leben gekommen ist, hat Unglückspilot Beppo Harrach erstmals zum Unfall Stellung genommen. Der 23-jährige Sohn von Ex-Staatsmeister Ernst Harrach glaubt nach der Besichtigung der Unfallstelle nicht, dass ihn selbst oder den Veranstalter Schuld trifft. Was bleibt, ist die Trauer um Jutta Gebert.

Haben Sie den Unfall schon verkraftet?

Harrach: "Das ist sehr schwer für mich, weil zwischen Pilot und Beifahrer eine spezielle Beziehung und eine besondere Vertrauensbasis besteht. Fast schon wie Bruder und Schwester. Einer vertraut dem anderen zu hundert Prozent, das ist etwas Einmaliges. Es tut ganz besonders weh, wenn so etwas im gemeinsamen Auto passiert."

Wie geht es Ihnen bei den Gedanken an Jutta Gebert?

Harrach: "Jutta hat diesen Sport geliebt und war sich des Risikos bewusst. Sie ist bei dem gestorben, was sie am liebsten tat und sie hat mit ziemlicher Sicherheit keine Schmerzen gehabt. Am schwierigsten ist es jetzt für die Angehörigen und für mich. Also alle, die noch da sind, sie aber nicht mehr."

Wie geht es Ihnen selbst?

Harrach: "Ich habe zwar Prellungen am ganzen Körper, aber keine inneren Verletzungen oder Brüche."

Was haben Sie bisher getan, um den Unfall zu verarbeiten?

Harrach: "Ich war als Erstes an der Unfallstelle und wollte vor allem sehen, wo genau es passiert ist. Dass ich zum Begräbnis gehe und – wenn sie es wollen – mit den Angehörigen von Jutta sprechen werde, ist mir auch sehr wichtig. Ich war Mittwoch auch beim Psychologen und er hat mir bestätigt, dass ich damit auf dem richtigen Weg bin."

Was hat der Besuch der Unfallstelle gebracht?

Harrach: "Ich wollte einfach ein Gefühl bekommen, was und wie es passiert ist und ob ich schuld war. Aber da ist ein 'Knick'. Irgendetwas muss mich von der Linie abgebracht haben. Ein schleichender Patschen, ein Stein, es gibt dutzende Möglichkeiten. Irgendwas muss passiert sein, aber es sieht nicht danach aus, als ob ich Schuld hätte. Jetzt muss ich also in erster Linie mit dem Schmerz fertig werden."

Der Unfall passierte bei 170 km/h. Es gab Kritik von Kollegen, dass bestimmte Passagen in der österreichischen Meisterschaft einfach zu schnell sind.

Harrach: "Wir haben in Österreich einfach nicht die Topographie, um Rallyes langsamer zu machen. Ich sehe aber ein ganz anderes Problem, nämlich die Schalsteine in den Kurven, die verhindern sollen, dass man enger fährt. Dagegen wettere ich schon lange. Ich bin wegen dieser Steine schon am Freitag abgeflogen."

Nach einem tödlichen Unfall ermittelt jetzt der Staatsanwalt.

Harrach: "Das ist ganz normal. Ich denke aber nicht, dass jemand zur Rechenschaft gezogen werden kann, auch den Veranstalter trifft meiner Meinung nach keine Schuld. Es war ein Rennunfall. Was vielen jetzt natürlich Angst macht, ist der unheimliche Speed und die Verwundbarkeit der Autos. Ich hatte ein perfektes Auto und trotzdem ist es passiert."

Werden Sie weiter fahren?

Harrach: "Ich beschäftige mich mit diesen Gedanken, kann aber derzeit nichts dazu sagen. Ich muss ja auch die Knappheit meines eigenen Todes verarbeiten, so sehr habe ich dem Tod noch nie ins Auge geblickt." (APA)