Corvara – Als es in der 85. Ausgabe des Giro d'Italia erstmals wirklich ernst wurde, schlug sich das auch auf das Klassement nieder. Der für den Gesamtsieg nicht in Frage kommende Mexikaner Julio Perez Cuapio erreichte am Mittwoch in der ersten von zwei Dolomiten-Etappen das Ziel in Corvara solo mit 53 Sekunden Vorsprung auf den Italiener Paolo Savoldelli. Der Australier Cadel Evans, der vor zwei Jahren noch Mountainbike-Rennen gefahren war, kletterte ins Rosa Trikot, das der Deutsche Jens Heppner nach elf Tagen erwartungsgemäß verlor. Georg Totschnig blieb in der Gesamtwertung 13., obwohl er in der 16. Etappe nicht im Vorderfeld ins Ziel kam.

Heppner durchgereicht

Dem 25-jährigen Evans, der bis zu dessen Doping-Ausschluss als Helfer für den Italiener Stefano Garzelli zuständig war, genügte ein siebenter Tagesplatz (58 Sekunden hinter Perez Cuapio) zum Vorstoß an die Spitze. Heppner büßte in der Königsetappe von Conegliano über 163 km und vier Pässen nach Corvara als 32. 6:52 Minuten ein, und fiel in der Gesamtwertung auf Rang zwölf (plus 5:06) unmittelbar vor Totschnig (5:09) zurück. Der Rückstand des Tirolers auf das Rosa Trikot vergrößerte sich gegenüber dem Vortag um 2:09 Minuten.

"Ein Traum ist zu Ende"

Perez Cuapio, der schon die 13. Etappe solo für sich entschieden hatte, attackierte 50 km vor dem Ziel auf dem Anstieg der Marmolada aus der Gruppe der Stärksten und hatte wenig später einige Ausreißer gestellt. Ab dem Pordoi-Pass, mit 2.239 m das Dach der Tour, fuhr der Mexikaner dann die letzten 30 km allein. Heppner ("Ein Traum ist zu Ende") war auf diesem Anstieg entscheidend zurückgefallen.

Casagrande erklärte Rücktritt

Zu diesem Zeitpunkt befand sich Marco Pantini nicht mehr im Rennen. Der Giro-Sieger von 1998 war nach 105 km, schon distanziert, vom Rad gestiegen. In der Gesamtwertung lag der Italiener, der über eine Bronchitis klagte, schon um eine Stunde zurück. Nach der Disqualifikation von Francesco Casagrande am Vortag (Unfaires Verhalten gegenüber dem Kolumbianer John-Fredy Garcia im Sprint um Berg-Punkte) haben die Italiener mit Dario Frigo (nun mit 16 Sekunden Rückstand auf Evans Gesamtzweiter) und Savoldelli (+48 Sekunden) nur noch zwei Eisen im Feuer. Casagrande ("Die Verträge werde ich noch erfüllen") erklärte verschnupft mit Saisonende seinen Rücktritt vom aktiven Sport.

Alles ist möglich

Am Donnerstag folgt die 17. und zweite Dolomiten-Etappe von Corvara über 222 km und insgesamt fünf Pässe nach Badia-Folgaria und könnte die Spitze noch einmal durcheinander wirbeln. Innerhalb von 48 Sekunden liegen ja gleich sechs Fahrer. Daher heißt es vier Tage vor dem Endziel in Mailand: Alles ist noch möglich. (APA/AFP/dpa)

Ergebnisse der 16. Giro-Etappe Mittwoch von Conegliano über 163 km nach Corvara:

1. Julio Perez Cuapio (MEX) 4:54:54 Stunden (Schnitt: 33,163 km/h)
2. Paolo Savoldelli (ITA) + 53 Sekunden
3. Dario Frigo (ITA) 55
4. Juan Manuel Garate (ESP)
5. Aitor Gonzalez (ESP) gleiche Zeit
6. Tyler Hamilton (USA) 58
7. Cadel Evans (AUS)
8. Pietro Caucchioli (ITA) gleiche Zeit
9. Eddy Mazzoleni (ITA) 2:09 Minuten
10. Oscar Pereiro (ESP) 2:10 Minuten
weiter:
20. Georg Totschnig (AUT) 3:55 Minuten
32. Jens Heppner (GER) 6:52
62. Peter Wrolich 16:31
107. Matthias Buxhofer 24:59
134. Rene Haselbacher (alle AUT) 25:07