Wirtschaft
Intel plant modulare Kommunikations- Plattform
Microchips mit Mobilfunk-Sendern im Visier
München - Die Flaute der Computer-Industrie ist auch an
dem weltgrößten Chiphersteller Intel nicht vorbei gegangen. Doch auf
die von Marktforschern vorsichtig angekündigte Trendwende allein will
sich das Traditionsunternehmen aus dem Silicon Valley nicht
verlassen. Längst hat das Unternehmen neben dem PC-Markt seine Fühler
nach neuem Terrain ausgestreckt: die Telekommunikationsbranche. Mit
ihrer jahrzehntelangen Erfahrung in der Chip-Produktion und
Milliarden-Investitionen in Forschung und Entwicklung fühlt sich der
Halbleiterhersteller gerüstet.Intel senkte die Preise PC-Chips um bis zu 53 Prozent
"Die Telekommunikationsbranche hat nach Jahrzehnten der Ruhe im
regulierten Markt vergangenes Jahr erstmals unter der weltweiten
Rezession gelitten", sagte Sean Maloney, Executive Vice President von
Intel auf der erstmals in Deutschland veranstalteten
Entwicklerkonferenz Intel Developer Forum in München. Die
Veränderungen und Einbrüche, die andere Branchen innerhalb von zehn
Jahren erlebt hätten, habe die Telekom-Industrie 2001 in nur einem
Jahr durchleben müssen. "Das Gebot der Stunde sind jetzt massive
Kosteneinsparungen und flexible Technologien in einem sich schnell
wandelnden Markt." Erst am Wochenende senkte Intel die Preise für
PC-Chips um bis zu 53 Prozent, um die Nachfrage nach jüngeren und
schnelleren Chips anzukurbeln.
Grundlage für eine modulare Kommunikationsplattform
Offene Standards wie das Betriebssystem Linux haben sich nach
Ansicht von Intel-Technikchef Patrick Gelsinger in der
Computerindustrie erfolgreich bewährt - vor allem, wenn es um eine
schnelle Marktdurchdringung geht. Offene Standards müssten künftig
auch in der Telekom-Industrie die herkömmlichen unternehmenseigenen
Technologien ersetzen. "Intel wird in Kürze die technologische
Grundlage für eine modulare Kommunikationsplattform für die
Telekom-Industrie veröffentlichen", sagte Howard Bubb, bei Intel
verantwortlich für Netzwerkprozesse.
Neue Entwicklungen aus den Intel-Forschungslabors sollen in den
kommenden Jahren die Entwicklung der Kommunikation um ein Vielfaches
beschleunigen und die Kosten dramatisch senken. Die drahtlose
Kommunikation über Handy, Taschencomputer oder Laptop will Intel mit
neuen Technologien fundamental verändern.
Techniken
Dem Chiphersteller ist es mittlerweile gelungen, Techniken wie
optische Übertragungsverfahren, Sensortechnik und Mobilfunk auf
Silizium, dem Grundmaterial der Computerchips, zum Teil schon
Massenmarkt-tauglich aufzubringen, sagte Gelsinger. Alle Microchips,
so kündigte Gelsinger an, wolle das Unternehmen in Zukunft zum
Beispiel mit einem Mobilfunk-Sender ausstatten. Erstmals würde das
Unternehmen damit analoge Mobilfunktechnik und digitale Technologie
auf einem Silizium-Chip verbinden. Microchips sollen künftig auch
über optische Reize wie Laserstrahlen miteinander kommunizieren
können. Mit Hilfe der Sensortechnik könnten Computerchips einfache
Aufgaben wie Fehleranlysen oder Software-Installationen
selbstgesteuert übernehmen.
"Intels aggressive Forschungs- und Entwicklungs- sowie
Produktionsinvestments haben sich im ersten Quartal ausgezahlt",
hatte Intel-Präsident Craig Barrett nach Bekanntgabe der
Quartalszahlen Anfang April resümiert. Insgesamt 20 Milliarden US-
Dollar hat Intel nach eigenen Angaben in den Jahren 2000 und 2001 für
Forschung, Entwicklung und den Bau neuer Fabrikationsanlagen
investiert. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sollen in diesem
Jahr 4,1 Mrd. Dollar (4,43 Mrd. Euro) und die Investitionen rund 5,5
Mrd. Dollar erreichen.
Derzeit stünden die Telekom-Unternehmen unter enormem Druck, sagte
Maloney. Während die Aktienkurse und Umsätze sinken, wachse der
Bedarf an Bandbreite zur Übertragung neuer multimedialer Inhalte
enorm. Die einzige Chance, diese Situation zu überstehen, sei es, auf
schnellere und kostengünstigere Technologien zu setzen. (APA)