In einer Sondersitzung versucht der Vorstand der FDP am Freitag den Streit um Antisemitismus, den Vizeparteichef Jürgen Möllemann angeheizt hatte, zu entschärfen. Möllemann hatte zwar in einem Brief an den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland "Fehler" eingeräumt, sich aber nicht beim Vizevorsitzenden Michel Friedman, den er für Antisemitismus mitverantwortlich gemacht hatte, entschuldigt.

Dem Zentralrat geht die Erklärung nicht weit genug, ebenso Parteifreunden. FDP-Präsidiumsmitglied Martin Matz sammelt Unterschriften für einen Aufruf, in dem Möllemann aufgefordert wird, die Vorwürfe gegen Friedman nicht nur zu relativieren, sondern zurückzunehmen. "Wer mit rechtem Gedankengut spielt, macht sich der geistigen Brandstiftung mitschuldig", heißt es.

Auch Israel Singer, Vorstandsmitglied des Jüdischen Weltkongress (WJC) forderte, die FDP müsse sich von Möllemann distanzieren. Die Angriffe Möllemanns auf Friedman vom Zentralrat seien "skandalös".

Der Verband der Juden in den Niederlanden bat unterdessen den WJC, den Präsidenten der Europäischen Zentralbank und dessen Frau Gretta Duisenberg in den USA zur unerwünschten Person erklären zu lassen. Wie berichtet, ließ Frau Duisenberg sechs Wochen die Palästinenserfahne vom Balkon ihrer Amsterdamer Wohnung hängen.

(DER STANDARD, Printausgabe, 31.5.2002)