Wien - Die "Gläserne Decke" der Universität Wien hält nach wie vor. Derzeit liegt der Frauenanteil bei den Absolventen bereits bei 62 Prozent - von den Professoren hingegen ist nach wie vor nur ein Bruchteil Frauen.

Die Broschüre "Frauen an der Universität Wien", an der unter anderen die Vizerektorin für Personalangelegenheiten und Frauenförderung Gabriele Moser mitarbeitete, belegt nun, dass der "Ausleseprozess" schon ganz weit unten beginnt. So zeigen die aktuellen Analysen, dass zum Einen deutlich weniger Frauen in eine wissenschaftliche Karriere einsteigen, als es ihrem Anteil an den Studierenden entsprechen würde. Und jene, denen der Einstieg gelingt, erhalten dann auch noch die schlechteren - weil befristeten - Dienstposten.

So erhielten von 1993 bis 2000 rund 51 Prozent der Männer beim Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere einen Assistenten-Vertrag für vier Jahre mit Option auf Verlängerung. Bei den Frauen bekamen nur 41 Prozent einen derartigen Vertrag - während 59 Prozent Vertragsassistentinnen ohne Option auf Verlängerung wurden.

Und nach oben hin wird der Frauenanteil immer dünner: Beim nicht-habilitierten wissenschaftlichen Personal gibt es zumindest bei den Rechtswissenschaften, Geistes- Kultur-, Human- und Sozialwissenschaften noch mehr Frauen als Männer. Aber der Stufe der Lektoren sind die schon Männer überall in der Überzahl. Und dann gibt es 827 habilitierte Wissenschafter - aber nur 179 habilitierte Wissenschafterinnen. Und den 284 Professoren stehen nur 40 Professorinnen gegenüber.

Außerdem müssen Frauen im Verlauf ihrer Karriere eher auf Kinder verzichten als Männer. So haben nur 52,5 der Professorinnen Kinder - aber 81,3 Prozent ihrer männlichen Kollegen.

Für Gabriele Moser ist all das ein Beweis, "dass geltende Verordnungen zur Förderung von Frauen bisher keine ausreichende Wirkung haben." Die Verbesserung der Chancen für Frauen müsse daher auch ein zentrales Anliegen der Unireform sein. (frei)

(DER STANDARD, Printausgabe, 31.5.2002)