Welt
Österreichische WissenschafterInnen in den USA haben sich vernetzt
Neu gegründeter Verein zum Informationsaustausch im institutionellen Rahmen
Washington - Österreichische Wissenschafterinnen und
Wissenschafter in den USA haben am Wochenende einen Verein gegründet:
Über "ASciNA" ("Austrian Scientists in North America") wollen sich
die Forscher künftig gegenseitig unterstützen und den Kontakt mit
Wissenschafts- und Wirtschafts-Institutionen in Österreich
aufrechterhalten. "ASciNA" soll sowohl bei der Information über
Post-Doc-Stellen helfen als auch Infos über Gebrauchtwagen
vermitteln", fasste Florian Brody, Lehrender über Digitale Medien und
Electronic Publishing in San Francisco, die breite Zielsetzung des
Vereins zusammen. Die Initiative wurde vom Wissenschaftsattache an
der österreichischen Botschaft in Washington, Philipp Steger,
gestartet und wird von bisher mehr als 300 österreichischen
Wissenschaftern an US-Universitäten getragen.Persönliche Erfahrungen
Rund 40 Vertreter verschiedenster Wissenschaftsdisziplinen, etwa
Chemiker, Mathematiker, Mediziner und Genetiker an so renommierten
US-Universitäten wie Harvard, Stanford und vom National Institute of
Health trafen sich am Wochenende in der österreichischen Botschaft,
um gemeinsame Interessen zu formulieren. Bei den Gesprächen wurde
aber auch Kritik am österreichischen Wissenschaftsbetrieb laut. Der
Chemiker Alexander Schwartz, der in Harvard in einer
interdisziplinären Forschungsgruppe mitarbeitet, erzählte, dass sein
Ansuchen auf ein Stipendium für den USA-Aufenthalt in Österreich zwei
Mal abgelehnt wurde - nun wird er durch Harvard finanziert, um seine
Mitarbeit im Team zu ermöglichen.
Eher abschreckend sind auch die Erfahrungen der Mathematikerin
Ruth Pfeiffer. Als sie sich nach der in den USA abgeschlossenen
Ausbildung um eine Assistentenstelle in Wien bewarb, bekam sie als
Höchstqualifizierte zwar ein Angebot. Allerdings wurde ihr dort nur
die Hälfte ihres bisherigen Gehalts in den USA geboten und auf die
Entscheidung zur Anrechnung der Vorarbeitszeiten hätte sie bis zu
einem Jahr warten müssen. Pfeiffer blieb in den USA und ist heute am
National Institut of Health (NIH) am Institut für Krebsforschung
tätig. Positiv bewertet sie, dass in den USA sexistische Bemerkungen
gegenüber Frauen absolut verpönt sind - bei den in Österreich oft
üblichen Macho-Sprüchen würde an einer US-Universität sofort eine
Klage wegen sexual harrassment folgen.
Beziehungsgeflecht sticht
Die Auslandserfahrung werde oft in Österreich nicht genügend
anerkannt, meinte auch Boris Mizaikoff, der sich an der TU Wien
habilitierte und nun als Chemieprofessor am Georgia Institute of
Technology in Atlanta tätig ist. Beim Wunsch nach einer Rückkehr
seien die meisten Stellen "blockiert" und die Beziehungen der
"Daheim-Gebliebenen" scheinen oft stärker zu zählen als ein
Auslandsaufenthalt. Dieses Paradoxon, dass zunächst der Weg ins
Ausland von österreichischer Seite gefördert wird, sobald die
Österreicher aber einmal in den USA sind, sie als "verlorene
Investition" gelten und kaum jemand ernsthaft an einer Rückkehr
interessiert ist, soll "ASciNA" durch stärkere transatlantische
Vernetzung auflösen, wünscht sich Wissenschaftsattache Steger. Der
Verein will sich auch bei den Technologie-Gesprächen in Alpbach sowie
bei den Wissenschaftstagen in Steyr präsentieren.
Auch der Kontakt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft soll
geknüpft werden. Der österreichische Handelsdelegierte in New York,
Bruno Freytag, betonte bei der Tagung die Bedeutung eines
"Wissenspools" und das Interesse der Wirtschaft, sich an
österreichische Experten auf dem jeweiligen Gebiet in den USA wenden
zu können. Wenn die Daten aller derzeit über 300 im Netzwerk aktiven
österreichischen Wissenschafter über eine eigene Homepage direkt
abrufbar sind, könnte dies für österreichische Unternehmen bei der
gezielten Suche nach neuen Führungskräften, Experten für Gutachten
oder Partnern für Projekte sehr hilfreich sein.
(APA)