London - Auch die biologische Uhr bei Männern tickt offenbar schneller als bisher angenommen. Das ist zumindest das Ergebnis einer in der Fachzeitschrift "Human Reproduction" veröffentlichten neuen Studie. Ab 35 lässt die Zeugungsfähigkeit demnach merklich nach - bisher gingen die Forscher davon aus, dass dies erst ab 40 oder 50 langsam der Fall sei. Auch bei Frauen machten die Wissenschaftler einen früheren Einbruch als vorherige Studien aus: im Alter von 27 Jahren. Bisher wurde weitgehend angenommen, dass die Fruchtbarkeit bei Frauen durchschnittlich erst zwischen 30 und 35 deutlich nachlässt. Untersucht wurden in der jüngsten Studie 782 Paare aus ganz Europa. 433 Frauen wurden schwanger. Dabei war die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft schon bei Frauen zwischen 27 und 29 geringer als bei jenen zwischen 19 und 26. Geringere Wahrscheinlichkeit Die Schwangerschaftschancen nahmen bis 35 nicht weiter deutlich ab, dann verzeichneten die Wissenschafter aber wie erwartet einen Knick. Insgesamt stellten die Mediziner eine doppelt so hohe Schwangerschaftswahrscheinlichkeit innerhalb eines Monats bei Frauen unter 26 gegenüber Frauen über 35 fest, wenn die Partner etwa gleich alt waren. Dies bedeute aber nicht, dass Frauen mit Ende 20 auf längere Sicht nicht ebenso wahrscheinlich schwanger würden, erklärte der Mediziner David Dunson vom US-Institut für Umweltgesundheitsforschung. "Was wir gefunden haben, war eine geringere Wahrscheinlichkeit, in einem Zyklus schwanger zu werden." Bedeutung des Alters Dabei hingen die Chancen einer schnellen Schwangerschaft bei Frauen ab Mitte 30 stark vom Alter des Partners ab. Während eine 35-Jährige mit einem gleich alten Partner der Studie zufolge noch zu 29 Prozent mit einer Schwangerschaft innerhalb einer Periode rechnen konnte, sank die Wahrscheinlichkeit bei einem fünf Jahre älteren Mann auf 18 Prozent ab. Das Alter der Männer schien jedoch nur dann von Bedeutung zu sein, wenn die Partnerin 35 oder älter war. Kein Grund zur Sorge Anlass zur Sorge böten die Ergebnisse der neuen Studie jedoch nicht, betonte Chris Ford von der University of Bristol in Großbritannien. "Natürlich sind sehr junge Frauen von Anfang 20 fruchtbarer als Frauen mit Ende 20 oder Anfang 30", sagte er. Aber auch 30-Jährige hätten noch keinen Grund, sich Gedanken zu machen, erklärte Ford, der nicht an der jüngsten Untersuchung beteiligt war. "Man kann die Ergebnisse kaum dazu hernehmen, um Männern im Alter von 35 Jahren zu empfehlen, Samenzellen einfrieren zu lassen", reagierte Svend Juul von der Universität Aarhus in Dänemark auf die Studie. Die Befunde seien nicht dramatisch, betonte er. Sie geben nur genauere Hinweise darauf, wann die biologische Uhr (schneller) zu ticken anfängt. (APA/AP)