Wien - Nein, mit Wahlkampf habe das Ganze nichts zu tun, beteuert VP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat. Schließlich werde erst im Herbst 2003 gewählt, und da genügten "vier bis sechs intensive Wochen". Dass die ÖVP-Regierungsriege samt Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in den kommenden zwei Wochen sechs Bundesländer bereisen wird, sei lediglich Teil des Informationsauftrages, den jede Regierung wahrnehmen sollte. Diesmal eben mit den "Österreich-Tagen", die den Menschen in den Ländern die Errungenschaften der Regierungspolitik nahe bringen und zugleich Ideen für ein Zukunftsprogramm "Österreich 2010" abfragen soll.Dass damit die "Hallo Minister"-Tour der FPÖ abgekupfert werde, bestreitet Rauch-Kallat doppeldeutig: "Bei uns geht's wirklich um Information, Kontakt- und Ideensammlung." Die FPÖ sieht das etwas anders, ihr Bundesorganisationsreferent Wilhelm Operschal höhnt über ein "Plagiat" der FP-Veranstaltung. Auch da sei die FPÖ schon weiter: "Bis auf Tirol, das im Oktober folgt, haben wir alle Bundesländer durch." Der nächste Höhepunkt, so der FP-Organisator, sei der Bundesparteitag am 9. Juni in Wiener Neustadt. Außerdem gebe es jede Menge Sprechtage der einzelnen Regierungsmitglieder. "Es ist praktisch in jedem Monat ein Minister oder Staatssekretär in einem Land", sagt Operschal. Für Oktober haben die Freiheitlichen schon etwas Neues geplant: eine eigene "Messe für FP-Gemeinderäte". Sie soll in Kärnten stattfinden. Die SPÖ wird ihren Spitzenkandidaten Alfred Gusenbauer national und international stärker unter die Leute bringen. Zum einen soll er dort ansetzen, wo die Regierung Schmerzen verursacht hat: Bei einer Sicherheitsenquete im Renner-Institut wird Gusenbauer kommenden Dienstag den SP-Gegenentwurf zur geplanten Strukturreform im Exekutivbereich präsentieren. Einen Tag später ist Großbritanniens Exaußen- minister Robin Cook zu Gast, der als Chef der Europäischen Sozialdemokraten (SPE) mit Gusenbauer dessen Konzept gegen Rechtspopulismus in Europa besprechen wird. Daneben sind in den nächsten Wochen Betriebs- und Schulbesuche sowie Veranstaltungen in den Bundesländern geplant. Ausdrücklich "business as usual" haben die Grünen vor, schließlich sei die Wahl noch in weiter Ferne. Die Österreicher machen sich dennoch schon ihre Gedanken, wie eine Untersuchung der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) beweist. Noch wünschen sie, je nach Parteiangehörigkeit, eine Alleinregierung ihrer Partei nach der Wahl. Bei den Unentschlossenen, die ein Drittel der Wähler ausmachen, bevorzugen 21 Prozent eine SPÖ-Alleinregierung. Schon an zweiter Stelle der Präferenz liegt mit 20 Prozent eine rot-schwarze Koalition. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 1./2.6.2002)