Berlin - Der österreichische Dirigent, Cellist und
Musikforscher Nikolaus Harnoncourt sowie der deutsch-amerikanische
Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel werden am Montag in Berlin mit
dem Ordenszeichen "Pour le merite" ausgezeichnet. Die feierliche
Verleihung des Ordens für Wissenschaften und Künste findet in
Anwesenheit des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau im
Konzerthaus am Gendarmenmarkt statt. Die Laudatoren sind die Biologin
und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard und der
Musikwissenschafter Ludwig Finscher. Harnoncourt wurde erst vor
wenigen Tagen mit dem Ernst von Siemens Musikpreis geehrt. Der 1740 von Friedrich dem Großen vor allem für militärische
Verdienste ins Leben gerufene Orden "Pour le merite" wurde 1842 auf
Anregung Alexander von Humboldts vom preußischen König Friedrich
Wilhelm IV. als "Friedensklasse" gestiftet. Die Zahl der Mitglieder
ist auf jeweils 40 deutsche und ausländische Ordensmitglieder
beschränkt. Gegenwärtig gehören dem Orden 35 deutsche und 35
ausländische Mitglieder an, darunter 13 Nobelpreisträger.
Bernhard Schlink zum Ritter der Ehrenlegion ernannt
Der deutsche Schriftsteller Bernhard Schlink
("Der Vorleser") ist mit dem französischen Orden eines Ritters der
Ehrenlegion ausgezeichnet worden. Frankreich ehre mit Schlink eine
herausragende Persönlichkeit des geistigen und kulturellen Lebens
Deutschlands mit seinem höchsten nationalen Orden, teilte die
Französische Botschaft nach der Ordensverleihung am Donnerstag mit.
Schlinks schriftstellerisches Können und die philosophische
Dimension seines Denkens bestätigten den Rang des Autors, der heute
zu den großen Schriftstellern der deutschen Gegenwartsliteratur
zähle, betonte Botschafter Claude Martin bei der Verleihung des
Ordens. Schlink sei das Gewissen einer Generation, "die nicht
vergessen will und versucht zu verstehen". Der Erfolg des "Vorlesers"
in Frankreich zeige, "dass unsere Landsleute verstanden haben, dass
die von Ihnen gestellten Fragen jeden von uns berühren".
Susanne Riedel erhält Wolfgang-Koeppen-Preis
Mit 5.000 Euro dotiert
Der Wolfgang-Koeppen-Preis der Hansestadt
Greifswald geht heuer an die deutsche Schriftstellerin Susanne
Riedel. Thomas Lehr, Preisträger des Jahres 2000, begründete die Wahl
mit ihrer "präzis gearbeiteten Sprache voll lyrischer Überraschungen"
und lobte ihren "eleganten, originellen und in der deutschen
Literatur selten eingeschlagenen Weg, Realität zu sondieren ohne die
Poesie zu verraten". Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird nach
Angaben der Stadt am 22. Juni an die 1959 geborene Autorin
überreicht. Der Preis wird an Schriftsteller verliehen, die wie
Koeppen am "Projekt der Moderne" fortschreiben und unbeirrt von Mode
und Zeitgeist ihrem Weg folgen.
Susanne Riedels erster Roman "Kains Tochter" erschien im Jahr
2000. Für einen Auszug aus "Die Endlichkeit des Lichts" (2001)
erhielt sie den Preis der Jury des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs
2000. Der 1996 gestorbene Schriftsteller Wolfgang Koeppen, nach dem
die Auszeichnung benannt ist, wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald
Howard Joel, der rückgekehrte Vertriebene
Der Vater von Popstar Billy Joel und dem Dirigenten
und Musiker Alexander Joel, Howard Joel, erhielt aus
den Händen von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einen
Goldenen Rathausmann. Howard Joel lebt - nach einer wechselvollen
Geschichte, der Vertreibung aus Deutschland durch die
Nationalsozialisten und Jahren der Emigration - seit langem in Wien.
Mailath-Pokorny betonte, es sei eine Auszeichnung für Wien, dass
Howard Joel, "wissend um die dunklen Seiten der Geschichte der
Stadt", heute in Wien lebe, hieß es heute in einer Aussendung der
Rathauskorrespondenz
Joels Schicksal und das seiner Familie sind Thema des DoRo-Films
"Die Akte Joel", der bereits mehrfach (unter anderem mit der Goldenen
Rose in Montreux) ausgezeichnet wurde. Als Lehrstück für Toleranz und
Begegnung der nachfolgenden Generationen appelliere der Film gegen
den Antisemitismus und generell für das Miteinander der Menschen,
hieß es in der Aussendung. Mailath-Pokorny betonte, es sei ein
mutiger Schritt der Familie Joel gewesen, ihre doch sehr schmerzliche
Geschichte öffentlich zu machen. Wien sei dankbar, weil "dieser Mut
zum Dialog und der Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der
Geschichte beiträgt", so die Aussendung weiter.
Howard Joel ist in Deutschland geboren, wo seine Familie einen -
später arisierten - Versandhandel betrieb, und musste mit seinen
Eltern bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrieren.
Nach Lebensstationen in Kuba und den USA führte ihn sein Weg zurück
nach Europa und schließlich nach Wien. Joel hat unter anderem in Kuba
gemeinsam mit Fidel Castro Elektrotechnik studiert, war in den USA
als Dirigent gemeinsam mit Julius Rudell engagiert und in Wien für
General Electrics im Osthandel tätig.
(APA)