Berlin - Der tschechische Präsident Vaclav Havel hat sich
in der Frage der Vertreibung der Sudetendeutschen von
Ministerpräsident Milos Zeman und dessen Stellvertreter Vladimir
Spidla distanziert. In einem Interview der ARD-Sendung "Bericht aus
Berlin" sagte Havel am Freitag, er sei nie jemand gewesen, der die
Abschiebung der Sudetendeutschen nach dem Krieg gut geheißen habe.
"Das war keine gute Sache. Aber es war eine Sache, die zu dieser Zeit
gehörte. Es war ein Bestandteil der bitteren jüngeren Geschichte",
erklärte Havel.
Zeman hatte die Vertreibung kürzlich mit den Worten kommentiert:
"Sie wollten heim ins Reich, also sind sie gegangen." Spidla hatte
die Vertreibung als "Quelle des Friedens" bezeichnet. Diese und
ähnliche Äußerungen hatten zu einer spürbaren Verstimmung im
deutsch-tschechischen Verhältnis geführt.
Die Äußerungen Zemans und Spidlas beunruhigten ihn, sagte Havel.
"Ich nehme das ernst, so etwas freut mich überhaupt nicht", erklärte
der Präsident. Zugleich äußerte er die Erwartung, dass dieser
"Wettlauf allzu starker Worte" von Politikern seines Landes nach den
Parlamentswahlen Mitte Juni beendet werde.(APA/AP)