Wien - Der Wiener Aktionskünstler Robert Jelinek, Mastermind der Aktionskunst-Formation "Sabotage", will während der von 8. 6. bis 15. 9. dauernden documenta 11 in Kassel in den ersten 14 Tagen 70.000 Hanfsamen an die Bevölkerung verteilen. Ob die Samen in den öffentlichen Grünanlagen und Straßen der Stadt auch wirklich angepflanzt werden, ist fraglich. Erlaubt ist das nämlich nicht. Eigentlich hätte das Projekt "70.000 Cannabis Plants for Kassel", wäre es nach Jelinek gegangen, ein offizieller Beitrag der Super-Kunstschau werden sollen. Er hatte es auch im Documenta-Büro eingereicht, aber eine Abfuhr erhalten. Jelinek: "Sie boten mir an, ein Symposium daraus zu machen, so mit Diskutierplattform, aber das war mir zu wenig". Mit welchem Argument wurde die Aktion abgelehnt? "Kein Bedarf. Wahrscheinlich war es ihnen zu heavy". Damals Jelinek und "Sabotage" hatten bereits vor zehn Jahren eine Aktion während der documenta veranstaltet. Damals vertauschten die Interventionskünstler Telefonbücher in öffentlichen Telefonzellen mit documenta-Katalogen. Warum das kein regulärer Beitrag gewesen sei? "Wir waren zu spät mit der Einreichung dran". Aber im Grunde geht es den Kunst-Saboteuren nicht um die documenta als Ausstellung, sondern als Ereignis. Das jetzige Projekt fände deshalb in Kassel statt, weil es an die soziale Plastik von Joseph Beuys "7.000 Eichen für Kassel" anknüpfe, die auf der documenta 7 von 1982 stattgefunden habe. Geht es einmal mehr um die Freigabe von Haschisch? "Nicht nur. Cannabis gehört zurück auf die Straße, von der es ja kommt. Es soll wieder Unkraut werden!", so Jelinek. Ob sich Jelineks Hoffnung erfüllt, dass am Ende der documenta im Herbst Büsche von Hanf auf Kassels Straßen wuchern werden, bleibt unklar. Juristisch gesehen ist er zwar aus dem Schneider, denn verteilen darf er die EU-konforme Hanfsorte ungestraft. Anpflanzen jedoch nicht. "... zu Schlingensief-mäßig" Warum er so eine Aktion nicht in Österreich mache, zum Beispiel bei den Wiener Festwochen? "Auf keinen Fall. Erstens wäre mir das zu Schlingensief-mäßig, und zweitens möchte ich keiner Partei so ein gefundenes Fressen liefern. Das würde der Sache mehr schaden als nutzen", argumentiert der Künstler. (APA)