Pünktlich zum so genannten
"Anti Teuro"-Gipfel am Freitag, zu dem die deutsche Verbraucherschutzministerin
Renate Künast lud, legte das
Kölner Institut der Deutschen
Wirtschaft (IW) eine Untersuchung vor. Das unternehmernahe Institut bestätigt, was
Verbraucher beim Einkauf
und Gäste in Restaurants seit
Jahresbeginn in Deutschland
beklagen: Ungeachtet der niedrigen Inflationsrate sind im
ersten Quartal Dinge des täglichen Gebrauchs deutlich teurer geworden. Die "gefühlte Inflation" lag
nach Angaben des IW bei 4,8
Prozent. Die offizielle Inflationsrate war in den ersten drei
Monaten mit durchschnittlich
1,9 Prozent deutlich niedriger
und erreicht im Mai nur noch
1,2 Prozent. Spitzenreiter bei
den Preissteigerungen in
Deutschland ist Gemüse, für
das um 14,3 Prozent mehr gezahlt werden musste als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres, gefolgt von Flugreisen
(+11,4 Prozent). Auch die
Preise für Molkereiprodukte,
Bier, Tabak und Obst stiegen.
Mehr gezahlt werden musste weiters für Serviceleistungen wie Putzerei und Reparaturen. Die Preissteigerungen
können aber nicht allein auf
die Einführung des Euro zurückgeführt werden. So wird
der Preisanstieg bei Gemüse -
Tomaten waren zum Teil um
64 Prozent, Kartoffel um 53
Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum - vor allem auf die
ungewöhnlich kalte Witterung in den südeuropäischen
Lieferländern zurückgeführt.
Benzin - und in Folge Reisen -
ist teurer geworden wegen der
Lage am Weltölmarkt und der
zusätzlichen Ökosteuer.
Psychowirkung
Das IW filterte 28 Gruppen
mit "fühlbar verteuerten Waren und Dienstleistungen" heraus - ein Viertel des "amtlichen Warenkorbs", der Basis
für den Preisindex für die Lebenshaltung privater Haushalte. Die Preise für Mieten, Heizung, Strom- und Wasserversorgung blieben dagegen fast
gleich. Psychologisch wirke
sich stärker aus, wenn die
Brötchen im Preis anziehen,
räumte nun auch der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, ein.
Auch das IW betont: "Die
simple Formel "Euro gleich
Teuro" ist falsch. Das zeitliche
Zusammentreffen von Steuer erhöhungen und Eurostart baden vor allem der ohnehin rezessionsgeplagte Einzelhandel und die Gastronomie aus."
Deren Vertreter gaben beim
"Teuro"-Gipfel zu, dass es einzelne "schwarze Schafe" gebe, lehnten aber Regelungen ab.
Die Minister für Wirtschaft
und Finanzen, Werner Müller
und Hans Eichel, riefen öffentlich zum Boykott teurer
Händler und Wirte auf. (Alexandra Föderl-Schmid aus Berlin, Der Standard, Printausgabe, 01.06.02)