5621 Wale sind japanischen Harpunen bis zum April 2001 zum Opfer gefallen, seit das internationale Walfang-Moratorium 1985 in Kraft getreten ist. Mittlerweile sind's noch 400 mehr, denn Jahr für Jahr erteilt Japan Fanggenehmigungen für mehr als 400 Wale - getötet werden sie laut offizieller Diktion "für wissenschaftliche Zwecke", obwohl das Fleisch der Meeressäuger im Handel landet. Walfleisch gilt im Land des Kirschblütenfestes als Deli- katesse, weshalb es - trotz CITES-Bann - sogar importiert wird. Der hohe Preis, den Walfleisch in Japan erzielt, animiert wiederum noch andere Staaten zur Harpunenjagd.

Stimmen für Walfang

Auch bei der diesjährigen Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) hat Japan seine Ansprüche auf die Waljagd wieder verteidigt: Die Etablierung von zusätzlichen Schutzgebieten im Südpazifik und Südatlantik wurde verhindert. "Und zwar durch Stimmenfang durch Wirtschaftshilfe", kritisiert Gerald Dick, Artenschutzexperte des WWF-Österreich. "Aus kurzsichtigen ökonomischen Interessen unterstützen viele Mitgliedsstaaten der IWC die Walfangländer."

Es konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass Japan die Stimmen wirtschaftlich schwacher Staaten regelrecht kauft, um effektive Schutzbestimmungen für Wale zu verhindern.

Doch Wale sind nicht die einzige hochgefährdete Tierart, mit der man in Japan nicht pfleglich umgeht. Auch Bären sind Opfer japanischer Begehrlichkeiten, wie die in London ansässige World Society for the Protection of Animals (WSPA) gerade jetzt zu Zeiten der Fußball-WM, wo die Augen der Welt auf das Veranstaltungsland Japan gerichtet sind, wieder einmal kritisiert.

Wie Recherchen vor Ort ergeben haben, floriert in ganz Japan der Handel mit Bärengalle, die in der traditionellen chinesischen Medizin geradezu als Wundermittel gilt. Obwohl CITES-Bestimmungen den Handel mit Bärenprodukten verbieten, floriert das Geschäft. Für die Erzeugung der Bärenmedikamente und -stärkungsmittel werden Bärengallenblasen aus den USA, aus Kanada, Russland und Nepal importiert.

Auch Galle aus China wird von japanischen Pharmazieunternehmen importiert: Dort existieren "Bärenfarmen", in denen die Tiere planmäßig gezüchtet und dann unter grauenvollen Bedingungen lebenslang in winzigen Käfigen mit fix "installiertem" Gallkatheter gehalten und ausgebeutet werden.

Abgesehen von Gallensaft werden in Japan pro Jahr auch rund 10.000 Bärengallenblasen verarbeitet - das bedeutet 10.000 getötete Bären. Und ein Bombengeschäft, denn das Gramm pulverisierte Bärengallenblase wird um bis zu 60 Euro gehandelt.

Auch die noch existierende heimische Bärenpopulation Japans hat unter der Gier nach Bärengalle zu leiden: Rund 7000 Schwarzbären und 3000 Braunbären leben noch auf Japans Inselwelt, doch 1500 Tiere werden jedes Jahr durch Sportjäger getötet.

Ebenfalls von der WSPA angeprangert werden die in Japan nach wie vor populären "Bären-Parks": Dutzende meist junge Tiere müssen ihr Leben zusammengepfercht in Betongruben fristen. Wenn der permanente Stress - Bären sind ja von Natur aus extreme Einzelgänger - sie schließlich doch zu aggressiv macht, werden sie getötet und gewinnbringend verwertet.

Doch auch der zweite Fußball-WM-Veranstalter Korea muss sich von der WSPA und anderen Organisationen Kritik gefallen lassen: Auch dort gilt Walfleisch als Delikatesse, auch dort stehen Bärenprodukte hoch im Kurs. Darüber hinaus wird Korea massiv wegen der verbreiteten Sitte, Hundefleisch zu essen, kritisiert. Wobei vor allem die grausame Haltung und Tötung der "Schlachthunde" Gegenstand von Protesten ist. Sogar FIFA-Präsident Josef Blatter hat in Sachen "Hundeschutz" bereits im Herbst beim koreanischen Fußballverband interveniert.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01./02.06.2002)