Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat den Suhrkamp-Verlag aufgefordert, den auf ihn gemünzten neuen Romanvon Martin Walser nicht zu veröffentlichten. Dem Nachrichtenmagazin "Focus" sagte der Kritiker: "Der Verlag Benjamins, Adornos, Blochs,Celans darf ein solches Buch nicht verlegen. Ich hoffe sehr, dass erin diesem Sinn entscheidet." Reich-Ranicki sieht in dem bisher unveröffentlichten Roman "Todeines Kritikers" deutliche antisemitische Tendenzen. Walser bringe "die schlimmsten und gängigsten Klischees des Antisemitismus oft in Nebensätzen unter", sagte Reich-Ranicki laut "Focus". Verlagsleiter Günter Berg von Surkamp-Verlag nannte den Antisemitismus-Vorwurfgegen Walsers Buch "absurd", schrieb das Nachrichtenmagazin. In einem Fernseh-Interview hat sich Reich-Ranicki dafür ausgesprochen, dass der umstrittene Roman "Tod eines Kritikers" von Martin Walser veröffentlicht wird. Er habe zwar den Frankfurter Suhrkamp Verlag aufgefordert, das Buch nicht zu publizieren, sagte der bedrückt wirkende Reich-Ranicki am Montag in der ntv-Sendung "Maischberger", aber er sei nicht generell gegen eine Veröffentlichung. "Ich glaube, dass ein Verlag mit dieser wunderbaren Tradition ein solches Buch nicht verlegen sollte. Aber unbedingt sollte es in irgendeinem Verlag erscheinen, warum denn nicht?" (APA/dpa/red)