Dass Microsofts Internet Explorer zwar nicht der beste, aber dafür der verbreitetste Browser ist, ist eine verbreitete Meinung. Doch was können alternative Programme wie Netscape, Opera oder Mozilla wirklich? Der Webstandard testete aktuelle Versionen der Browser.

Netscape 7 PR1: Auf ein neues

Netscapes Browser ist nun auch in der siebten Auflage erhältlich. Derzeit zwar noch im Stadium des „Preview Release“ soll Netscape 7 in den kommenden Wochen wieder Terrain gegen Microsoft und Opera wettmachen.

Die Installation

Die Installation von Netscape 7 wird via Web-Installer durchgeführt. Im Klartext bedeutet das, dass die Daten nacheinander aus dem Netz gesaugt und nicht wie bei anderen Browsern als Komplettpaket angeboten werden. Dies führt – vor allem bei langsameren Verbindungen – zu Wartezeiten von bis zu einer Stunde.

Halt, das habe ich nicht bestellt

Während der Installation bietet Netscape die Installation einiger Programme wie Winamp oder ICQ an. Einige Programme werden ungefragt mitinstalliert – darunter beispielsweise Net2Phone oder AIM.

Im Westen nichts neues

Die Neuerungen, die Netscape in einem eigens eingerichteten „Reviewers Guide“ verkaufen will, halten sich im Grenzen – mehr noch erzeugen sie ein Déjà-vu-Erlebnis. Die meisten Features kennt man schon aus älteren Versionen oder anderen Browsern.

Features im Detail

So ermöglicht „Tabbed Browsing“ die Betrachtung mehrer Websites in einem Fenster – ein Feature, das Opera schon vor längerem einführte. Auch die anderen Verbesserungen halten sich im Rahmen: die Personal Toolbar wurde verbessert, Netscape Mail enthält nun einen Spam-Filter und kann auch Einstellungen anderer Programme wie Outlook oder Eudora einführen. Der Download-Manager bietet mehr Features, die Druckvorschau wurde verbessert.

Integriertes Web-Radio

Der Aol Instant Messenger wurde aufgewertet und bietet nahezu alle Features der Stand-Alone-Version. Eine verbesserte Suchfunktion und eine renovierte Bookmarkliste sind zwar nützlich, aber auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei.

Das einzig innovative Feature ist ein Web-Radio auf Basis des Real Player 8.

Geschwindigkeit

Netscape 7 hat sich in Sachen Geschwindigkeit deutlich gesteigert und kann nun durchaus in einem Atemzug mit dem Internet Explorer oder Opera genannt werden. Trotz der geringen Verbesserungen darf man allerdings nicht ausser acht lassen, dass es sich hierbei um einen sehr guten Browser handelt, dessen Fehler aus der Vergangenheit ausgemerzt wurden. Leider hat die Preview Release leichte Darstellungsprobleme – sogar bei der eigenen Homepage, wie das nebenstehende Bild illustriert.

Mozilla 1.0 Release Candidate 3

Der Open-Source-Browser hat eine frappierende Ähnlichkeit zur Netscape-Familie. Dies kommt nicht von ungefähr: auch Netscape 7 baut auf dem Mozilla-Sourcecode des Release Candidate 2 auf. Dies macht sich unter anderem auch bei der GUI, der Benutzoberfläche, bemerkbar.

Fehlerbehebung

Nun ist Mozilla schon einen Schritt weiter und präsentiert mit dem Release Candidate 3 die letzte Release vor der Veröffentlichung der Version 1.0 Ende Juni. Seit dem letzten Mozilla wurden einige Fehler behoben und Verbesserungen durchgeführt.

Features

Der Browser gleicht Netscape 7 – bis auf die Tatsache, dass alle kommerziellen Aspekte wie Instant Messenger oder Real Player nicht enthalten sind. Ansonsten gleichen sich Features wie Cookie Manager oder E-Mail-Client. Während Netscape 7 in der Preview-Version noch einige Bugs des Mozilla RC 2 enthält, ist der RC 3 schon nahezu fehlerfrei.

The Killer From Mozilla

Mozilla 1.0 RC 3 läuft sogar noch im Pre-Release-Stadium mit weniger Bugs als viele kommerzielle Browser. Rein qualitativ könnte Mozilla in einer endgültigen Version verbreitete und arrivierte Produkte wie Microsoft´s Internet Explorer oder Opera entthronen.

Opera 6.03

Seit wenigen Tagen steht die aktuelle Version des Browsers der Norweger Opera zum Download bereit. "The fastest Browser on Earth" setzt auch diesmal wieder die Anforderungen des W3C-Konsortiums um.

Kostenlos, aber nicht werbefrei

Opera ist auch in der Version 6.03 kostenlos erhältlich, enthält dafür aber einen kleinen Werbebanner. Wer darauf verzichten möchte kann um 39 USD eine Vollversion oder um 15 USD ein Upgrade älterer Versionen erstehen.

Download und Installation

Der Download gestaltet sich überaus unproblematisch – bei der rund 11 MB große Download umfasst auch das Java Runtime Environnment.

Features

Schon beim ersten Start des Programms wird nachgefragt, ob die Browserfenster getrennt oder gruppiert in der Taskleiste angezeigt werden sollen. Der Browser besticht durch eine neue Oberfläche, die durch Klarheit und Übersichtlichkeit glänzt. Seit Version 6.0 werden auch Skins unterstützt. Auf my.opera.com werden in Zukunft hauseigene und von Usern stammende Buttons und Texturen zur freien Verfügung gestellt werden.

Hohe Geschwindigkeit

Beim Erstaufruf einer Website bei gleichen Bedingungen konnte Opera Klassenprimus Microsoft um Längen schlagen. Der Browser der Norweger war um 32% schneller als sein amerikanisches Pendant. Vergleichbar auch die Leistung beim Aufruf einer bereits besuchten Site aus der Cache: Opera lag mit einer um 30 % kürzeren Ladezeit weit vorne.

Nordischer Kombinierer

Opera kombiniert in seinem Browser seit jeher eine Vielzahl innovativer Features. So findet man neben einem Instant-Messagin-System auch einen integrierten E-Mail-Client, mit dem das Managen mehrerer Accounts und der Import von Einstellung anderer Clients möglich ist. Bei Beendigung des Programms ist es möglich, die geöffneten Websites zu speichern. Diese Seiten werden beim nächsten Start Operas automatisch geladen. Das gleiche Feature tritt in auch bei einem Absturz des Betriebssystems in Kraft.

WAP

Im Gegensatz zu den verbreiteten Browsern der Konkurrenz bietet Opera 6.03 die Darstellung von WML- ergo WAP-Seiten. Maßstäbe setzt Opera 6.0 im Bereich des Komforts. User mit schlechterer Sicht können Websites bis auf ein zehnfaches ihres Originalformates vergrößern. Bei der Markierung eines Wortes mit der Maus kommt der neue „Hotclick“ zum Vorschein: durch einen Rechtsklick erlangt man Zugriff zu Online-Wörterbüchern, Enzyklopädien und Übersetzungsmaschinen, die den Sinn des Wortes erläutern bzw. übersetzen.

Fazit : Opera dominiert

Mit dem Opera 6.03 haben die norwegischen Entwickler einen originellen Browser geschaffen, der durch Innovation, Komfort in der Bedienung und eine unerreichte Geschwindigkeit glänzt. Größtes Manko des Browsers bleibt bisweilen die zu häufige fehlerhafte Darstellung einiger Websites. Mozilla und Netscape holen allerdings auf und können durch problemlose Interpretation aller Websites glänzen. (eru)