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Paris - Eine Woche vor dem ersten Durchgang der Parlamentswahlen in Frankreich hat das bürgerliche Lager von Präsident Jacques Chirac in Umfragen weiter die Nase vorn. Die meisten Meinungsforscher rechnen damit, dass sich Chirac künftig auf eine Rechtskoalition stützen kann und die Linke eine Schlappe erleiden wird.

Die in der Sonntagszeitung Journal du Dimanche (Paris) veröffentlichten Ergebnisse ergaben für die Rechte rund 40 Prozent, während die Sozialisten, Grüne und Kommunisten, die in den vergangenen fünf Jahren die Regierung bildeten, auf knapp 35 Prozent kamen. Es zeichne sich ein "Mini-Erdrutsch zugunsten der Rechten" für die erste Runde der Wahlen am 9. Juni ab, meinte die Zeitung.

Einer der Wortführer der Linken, der frühere sozialistische Wirtschaftsminister Dominique Strauss-Kahn, warnte in einem Interview der Zeitung davor, dass die Linke noch einmal das "Trauma vom 21. April" erleben müsse, als ihr Präsidentschaftskandidat Lionel Jospin vom rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen knapp geschlagen wurde. "Ein Sieg der Linken ist möglich und notwendig", sagte er. Nach der Wiederwahl Chiracs muss die Linke für eine Neuauflage der von ihr ursprünglich bekämpften Kohabitation mit Chirac eintreten.

Unterdessen nutzt Jean-Pierre Raffarin, den Chirac als Übergangspremier eingesetzt hat, seine hohen Sympathiewerte aus den Umfragen, um das rechte Lager hinter der Sammlungsbewegung UMP (Union für die Mehrheit des Präsidenten) zu vereinen. Er warnte am Samstag "vor einer Zersplitterung auf der Rechten", da sich der UMP bisher nicht alle gemäßigten Konservativen angeschlossen hätten.

Chirac hatte zuvor Absprachen mit der rechtsradikalen Nationalen Front (FN) von Le Pen eine klare Absage erteilt. Die Konservativen befürchten, dass ein weiterer Wahlerfolg der Rechtsextremen, die in jüngsten Umfragen auf rund 13 Prozent kommen, sie im zweiten Wahlgang Stimmen kosten könnte. (dpa, red, DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2002)