Wien - Es sind die kleinen Dinge, an denen sich wunderhübsch erklären lässt, wie die große Welt funktioniert: Genau so, wie der kleine Maxi es sich vorstellt nämlich. Der Wickel zwischen Bund (schwarz-blau) und Stadt Wien (rot) zum Beispiel lässt sich trefflich am konsequenten Nichtfunktionieren einer Rolltreppe in der U4-Station Landstraße beschreiben. Der Beweis, dass es zwischen politischem Streit, dummen Beamteneifersüchteleien und dem Rolltreppenstillstand irgendeinen Zusammenhang geben könnte, wird aber nie gelingen: Es könnte ja auch Zufall sein. Oder zumindest über Vorschriften und Amtswege erklärbar. Fakt ist: Übrig bleiben der kleine Mann und die kleine Frau auf der Straße - und beide sind irgendwann reichlich sauer. So wie Ursula Messner etwa. Die fühlt sich seit Februar ein bisserl gefrotzelt: Beim Verlassen der U4-Station Wien Mitte staut sie mit vielen anderen an einer frisch reparierten Rolltreppe vorbei über schmale Stiegen. (Zum Glück ist Frau Messner weder gehbehindert noch kinderwagengebunden.) Anfang Februar hing an der Rolltreppe ein Schild: Ende Februar, stand da, würde das Werkel wieder laufen. Anfang März hing ein neues Schild an derselben Stelle: Ende März werde die Rolltreppe rollen. April, Mai: Das Spiel wiederholte sich - die Rolltreppe stand. Und steht. Mittlerweile mit einem handschriftlichen Vermerk: "Ende nie." Der Kundendienst der Wiener Linien verwies Frau Messner an den Stationsvorsteher. Der schickte sie zur Direktion der Wiener Linien. Gegenüber dem Standard bedauern Wiens Verkehrsbetriebe: Die Rolltreppe könnte seit Februar laufen. Es fehle bloß die Kommissionierung durch das Infrastrukturministerium. Und vom Bund könne halt - in diesem Fall - seit Februar niemand kommen, um eine städtische Rolltreppe einzuschalten. Aber, seufzt man bei den Wiener Linien, Frau Messner darf hoffen: Heute, Montag, gibt es im Ministerium einen Termin zwischen Stadt- und Bundesbeamten. "Wir wollen dabei auch diese Rolltreppe ansprechen." Wie lange es dann bis zum Anrollen der Treppe dauern wird? Etwa einen Monat. Das wäre dann Ende Juni. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2002)