Wien - Heftige Kritik in Zusammenhang mit dem Klimaschutz setzt von der Umweltschutzorganisation für die österreichische Bundesregierung: Die Politik in diesem Bereich erweise sich als "Papiertiger", Minister Wilhelm Molterer "scheint das Klimaproblem aussitzen zu wollen, nach dem Motto 'Hinter mir die Sintflut'. Und die wird wirklich kommen", erklärte Global 2000-Klimaschutzexperte Karl Schellmann.Mehr Geld gebraucht Die Umweltorganisation forderte für das Budget 2003 einen zusätzlichen Aufwand von 100 Millionen Euro für den Klimaschutz, eine ökologische und sozial verträgliche Steuerreform sowie die Erfüllung der österreichischen Kyoto-Klimaschutzverpflichtungen zu 100 Prozent im Inland. Weiters sollte nach den Vorstellungen von Global 2000 die Forschung verstärkt und für das Klima schädliche Förderungen hingegen eingestellt werden. Im Verkehrsbereich - ein Sorgenkind im Klimaschutz - nannte Schellmann die Kürzung des Kilometergeldes und - damit verbunden - eine Verbesserung des Angebots im Bereich der "Öffis" als wesentlichen Punkt. Im Wissenschaftsbereich hat Österreich laut Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb Defizite - vor allem bei der Erforschung der regionalen und lokalen Auswirkungen des Klimawandels. Es gebe zwar gute Informationen durch die Arbeit der Nachbarstaaten, vor allem Schweiz und Bayern, das enthebe Österreich aber nicht der Verantwortung, hier selbst tätig zu werden. Nicht zuletzt gebe es beispielsweise zwischen West- und Ostalpen regionale Unterschiede. In der Schweiz liegen die Skigebiete höher, im westlichen Teil der Alpen werden zudem mehr Niederschläge registriert. Prognosen Einiges zu den Auswirkungen des Klimawandels prognostizierte die Wissenschafterin für Österreich dann doch: So wird bis 2080 die Häufigkeit von Hitzeperioden vermutlich zunehmen. Statt jetzt einmal in zehn Jahren wird dann mit neun Hitzeperioden in einem Jahrzehnt zu rechnen sein. Die Dauer der Schneedecke wird weiter zurückgehen - erste Anzeichen in dieser Richtung gebe es bereits. Stärker auffallen werden auch die Dürreperioden. Bereits heuer habe es einen extrem niederschlagsarmen Winter und Frühling gegeben. Auswirkungen sollte der Klimawandel laut Kromp-Kolb auch auf das Transportwesen haben: Der Anteil der mit Kühlwägen transportierten Güter wird steigen. Umgekehrt werde in den Alpen das Leben gefährlicher: Es dürften mehr Muren und Steinschläge abgehen. Verschiebungen im Tourismus Nicht zuletzt sollte das auch Auswirkungen auf den Tourismus haben: Für Reisende aus nördlichen Ländern könnten ihre Heimatstaaten im Sommer attraktiver werden. Das Mittelmeer könnte hingegen manchen zu heiß werden, die Alpen im Sommer interessanter werden. Kromp-Kolb warnte daher vor zu intensiven Maßnahmen zur Rettung des Winter-Tourismus wie das Ausweichen auf höhere Regionen. Skipisten seien im Sommer nicht sehr attraktiv. Global 2000 stellte auch eine Informationsbroschüre zum Klimaschutz vor. Diese ist gratis über die Organisation zu beziehen. (APA)