Etat
Insolvenzeröffnung bei KirchMedia gefährdet WM-Spiele bei ARD/ZDF
TV-Zuseher können die vereinbarten 24 Spiele im Free-TV sehen
Fußballfans müssen unter Umständen
mit einem schwarzen Bildschirm bei ARD und ZDF während der zweiten
Hälfte der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea rechnen. Sollte
die KirchMedia wie erwartet Mitte Juni das Insolvenzverfahren
eröffnen, könnten die Rechte auf das Münchner Medienunternehmen
zurückfallen. Auf diese Möglichkeit des Insolvenzrechts hat laut der
"Süddeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) der neue
KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems in einem Brief an
ARD/ZDF vorige Woche hingewiesen. Bei diesem Szenario könnten nach
Abschluss der WM-Vorrunde die restlichen Top-Spiele von SAT.1 live
übertragen werden.
"Ein typisches Erpressungsmanöver"
"Das ist ein für KirchMedia typisches Erpressungsmanöver und
zugleich eine leere Drohung, denn damit würde man sich nur ins eigene
Fleisch schneiden: Es könnte dann nicht bei dem sofort fälligen
Rechtsstreit bleiben, denn jede Vertrauensgrundlage gegenüber ARD und
ZDF wäre zerstört, das Tischtuch zerschnitten", reagierte am Montag
abend der stellvertretende ARD-Vorsitzende Peter Voss sehr heftig.
An einen Vertragsabschluss für die WM 2006 mit ARD und ZDF sei
laut Voß dann kaum mehr zu denken. Die damit verbundene noch
ausstehende Zahlung von 50 Millionen Euro aus dem WM-Vertrag 2002
könne dann ebenfalls nicht mehr überwiesen werden. "Auch einem
Insolvenzverwalter müsste aber daran gelegen sein, den
wirtschaftlichen Schaden für das Unternehmen Kirch mittel- und
langfristig möglichst zu begrenzen", sagte der SWR-Intendant.
"Pflichtschuldiger Hinweis"
"Der Brief ist keine Drohung, sondern ein pflichtschuldiger
Hinweis gegenüber dem Vertragspartner auf die bestehenden Risiken",
erklärte Kirch-Sprecher Hartmut Schulz. Er unterstrich: "Auf jeden
Fall ist sichergestellt, dass die TV-Zuschauer die vereinbarten 24
WM-Spiele im Free TV sehen können."
Bereits vor vier Wochen hatte die KirchMedia die
öffentlich-rechtlichen Sender auf die Problematik hingewiesen, die
sich aus der Insolvenzordnung für einen "gegenseitig nicht erfüllten
Vertrag" ergibt. ARD/ZDF haben die vereinbarte Kaufsumme von 115
Millionen Euro für die WM 2002 noch nicht in voller Höhe bezahlt. Die
ausstehende Rate von 50 Millionen Euro wird erst fällig, wenn sich
ARD/ZDF mit KirchMedia über die WM 2006 in Deutschland einigen.
Versuche, einen WM-Vertrag für 2006 noch vor Beginn des laufenden
Turniers in Asien mit ARD/ZDF abzuschließen, waren gescheitert. (APA/dpa)