Tokio - Monatelang wurden sie von Regierung und Fußball-Verband auf die Invasion der unbekannten Wesen vorbereitet, doch bis jetzt haben sie noch keinen zu Gesicht bekommen. "Wo sind die Hooligans", fragen sich die Japaner irritiert. Im Tokioter Vergnügungsviertel Roppongi warten die Sushi-Macher und Restaurant-Besitzer seit Tagen auf den von staatlichen Stellen prophezeiten Feldzug der englischen Gewalttäter. Doch stattdessen liefern lustige Briten mit feucht-fröhlichen Verbrüderungsszenen ein unerwartetes Kontrastprogramm."Mehr Polizisten als Ausländer" "Ich bin ein bisschen enttäuscht", gibt Jiro Noguchi, ein Einwohner von Roppongi, unumwunden zu: "Uns wurde so viel über Hooligans erzählt. Deshalb habe ich erwartet, dass etwas geschieht. Aber nichts passiert." Auch der Chef einer Sushi-Bar wundert sich über das allabendliche Geschehen vor seiner Tür: "Da sind mehr Polizisten als Ausländer." Die japanischen Kamerateams, die die Straßen seit WM-Beginn nach Randalierern absuchen, haben noch nicht eine Schlägerei zu sehen bekommen. Meldung der Polizei: Null Festnahmen. Was hatten sie nicht alles unternommen, um sich vor den Hooligans zu schützen. Erschreckt durch die Aufsehen erregenden Übungsaktionen der japanischen Behörden hatte sich ein Restaurantbesitzer entschlossen, die Fenster seines Lokals für 300.000 Yen (3.000 Euro) mit Panzerglas zu sichern. Andere hatten ihre Läden vorsorglich geschlossen und trauern dem entgangenen Geschäft nach. In der Tokio-Eiwa-Mädchenschule bekamen die Erstklässler sogar schulfrei. Die größeren Kinder erhielten auf dem Weg vom Bahnhof ins Klassenzimmer Geleitschutz durch Lehrer, damit sie - am frühen Morgen - nicht Hooligans in die Arme laufen. Kommentar einer Lehrerin: "Besser gut als nicht vorbereitet." (APA/dpa)