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Prag - Die Staatspräsidenten Tschechiens und Deutschlands, Václav Havel und Johannes Rau, haben sich am gestrigen Mittwoch bei einem Treffen in Prag geeinigt, dass die Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht von starken Worten bestimmt und beurteilt werden, die in letzter Zeit auf beiden Seiten erklungen seien. Bei einer Pressekonferenz in der Prager Burg brachten sie die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich das Klima in den beiderseitigen Beziehungen nach den kommenden Wahlen in Tschechien und Deutschlands beruhigen werde. "Man sollte die Beziehungen zwischen den Tschechen und Deutschen nicht nach den verbalen Schießereien der Politiker beurteilen", meinte Havel. Besonders in den letzten Wochen habe es einige starken Äußerungen auf beiden Seiten gegeben, die die dunkeln Kapitel der gemeinsamen Vergangenheit angingen, so Havel. Auch Rau, der sich zu einem eintägigem Besuch in Prag aufhielt, warnte vor dem Schüren neuer Spannungen zwischen beiden Ländern. Am Dienstag hatte Havel in einem Interview mit der Prager Redaktion des Senders BBC gesagt, er komme "mit Rau besser aus als mit manchem tschechischen Politiker." Dass der deutsche Kanzler Gerhard Schröder wegen des Streits um die Benes-Dekrete im März einen Prag-Besuch abgesagt habe, sei "nicht gut gewesen", sagte Havel. Einige tschechische Politiker hätten sich zu Äußerungen verführen lassen, die die Beziehungen zu Deutschland und Österreich belastet hätten, kritisierte Havel indirekt Regierungschef Milos Zeman und den Parlamentspräsidenten Václav Klaus. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.6.2002)