... charakteristisch für "Wien ist Andersrum" war es bislang ja stets, dass neben den wohlbekannten und -besuchten Acts (allen voran natürlich die Geschwister Pfister) jedes Jahr auch Festival-Neulinge auftraten - die im Rückblick dann mit schöner Regelmäßigkeit als das Ereignis des jeweiligen Jahres reüssiert hatten. Bei Malediva war es im Vorjahr so gewesen - und natürlich nicht zu vergessen beim Debüt-Auftritt von Mouron vor einigen Jährchen, die mit ihrer Authentizität und Stimmgewalt wohl alle überrumpelt hatte. Daraufhin wurde sie zum "Andersrum"-Star und Dauerbrenner. Warum also erst ein Jahr warten und sich hinterher sagen lassen: Das hättest du sehen müssen ...? Daniel Isengart, heuer zum ersten Mal in Wien, lebt und arbeitet weitab vom deutschen Chanson- und Cabaret-Zirkus in New York und ist hier darum noch relativ unbekannt - in Greenwich Village sind seine Chanson-Abende ausverkauft. Wahrheit in Schönheit in Wahrheit Witzig sein kann er, wenn er es zwischendurch mal für angebracht hält; schenkelklopf ist aber nicht angesagt. Daniel Isengart geht es um die dem Lied bzw. dem Gesang immanente Kraft. Und wenn Schönheit in der Wahrheit liegt, muss umgekehrt auch gelten, dass in der Schönheit Wahrheit zu finden ist. Der multikulturelle Ansatz ist seiner Vita zu verdanken: In Deutschland geboren, lange Zeit in Frankreich gelebt und vor zehn Jahren schließlich nach Amerika gegangen, singt Isengart auf Deutsch, Französisch und Englisch. Und auch die Liedauswahl hält er bewusst "open-minded": gerne werden klassische deutsche Cabaret-Lieder der 20er und 30er Jahre gesungen, ebenso gerne französische Chansons. Doch die darin steckende Gefahr, in Repertoire-Schubladen stecken zu bleiben, umschifft Daniel Isengart elegant durch Neu-Interpretationen von Pop-Songs: Ob Alanis Morissette oder Eurythmics - alles Leben ist Chanson. (Josefson)