Washington - Neue Experimente mit Affen geben Hoffnung, dass sich künstliche Gliedmaßen eines Tages rein durch Gedanken steuern lassen. Die Versuche fanden in einem Computerlabor statt. Dort bewegten die Affen einen Cursor, der eine virtuelle Prothese im Computer darstellte, indem sie sich die entsprechenden Bewegungen lediglich vorstellten. Der Computer griff die Nervenimpulse im Hirn auf und verarbeitete sie blitzschnell zum Befehl für die virtuelle Gliedmaße. Im Fachjournal "Science" vom Freitag berichten die US-Forscher, dass die "gedachten" Bewegungen im Computer fast genauso schnell und genau erfolgten, wie in Versuchen, bei denen die Affen die virtuelle Prothese mit ihrer Hand dirigierten. Geringer Aufwand führt zum Erfolg Optimistisch stimmt das Team auch, dass die Rhesusäffchen nur einige Dutzend Nervenzellen in der zuständigen Region der Hirnrinde (motorisches Rindenfeld) zu aktivieren brauchten, um relativ exakte Bewegungen zu initiieren. Noch genauer wurden die gedanklich gesteuerten Bewegungen, wenn die Affen den Computer-Cursor vor Augen hatten und seine Aktionen mitverfolgen konnten, wie die Forscher um Dawn Taylor von der Arizona State University in Tempe berichten. Ähnliche Versuche gibt es auch an anderen Universitäten der USA sowie in Deutschland. So gelang es der Gruppe um Niels Birbaumer vom Institut für medizinische Psychologie in Tübingen, Patienten, die an starker Muskeldegeneration leiden, mit Hilfe der Ableitung von Gehirnströmen buchstabieren und sich so mit ihrer Umwelt verständigen zu lassen. Cursor-Steuerung Mijail Seruya von der Brown Universität auf Rhode Island (USA) und Kollegen berichteten erst vor wenigen Monaten, dass Affen allein mit ihren Gedanken einen Computer-Cursor steuern können. Das Team um Seruya implantierte Makaken (Macaca mulatta) eine Reihe von Elektroden. Danach ließ es die Affen mit einer Art Joystick einen Punkt auf dem Bildschirm bewegen. Die Tiere seien in der Lage gewesen, diesen Punkt auf vorgegebene Ziele zu lenken, ohne einen Finger zu rühren, hieß es in "Nature". (APA/dpa)