Unternehmen
Telekom kauft italienischen Mobilkom-Anteil um 690 Mill. Euro
"Cashcow" zurückgekauft - Schrittweiser Rückzug der Italiener aus TA selbst fixiert
Wien - Die Telekom Austria (TA) hat von der Telecom Italia
deren 25-prozentigen Anteil an der Mobilkom für 690 Mill. Euro
zurückgekauft. Dies bestätigten mehrere Quellen aus dem Aufsichtsrat
der TA am Donnerstagabend der APA. Der Rückkauf war zuvor in
Aufsichtsratssitzungen bei der TA und beim Haupteigentümer ÖIAG (47,8
Prozent) einstimmig abgesegnet worden. Die TA ist nunmehr wieder 100
Prozent-Eigentümer der Mobilkom. Die Telekom Austria wollte den Kaufpreis am Donnerstag offiziell
nicht bestätigen. Für morgen, Freitag, hat das Unternehmen gemeinsam
mit der ÖIAG eine Pressekonferenz angesetzt.
In den Kreisen wurde der Kaufpreis von 690 Mill. Euro "als fairer
Preis für beide Seiten" bezeichnet. Vor drei Wochen hatte die TI noch
830 Mill. Euro verlangt, heißt es aus den informierten Quellen.
Finanzieren wird die Telekom Austria den Rückkauf der
Mobilkom-Anteile voraussichtlich vor allem aus Eigenmitteln und über
Bankkredite. Der im Vorfeld angekündigte Immobilienverkauf wurde am
Donnerstag im TA-Aufsichtsrat nicht diskutiert.
Cashcow zurückgekauft
Mit der Mobilkom Austria hat die Telekom Austria die "Cashcow"
ihrer Gruppe zurückgekauft. Die Mobilfunktochter des Konzerns hatte
per Ende 2001 bereits knapp 4 Millionen Kunden, 850.000 davon bei
ihrer kroatischen Tochter VIPnet und 270.000 bei der
Slowenien-Tochter si.mobil. 2001 hat das Unternehmen 1,7 Mrd. Euro
umgesetzt, um 200 Mill. Euro mehr als im Jahr davor. Ihren
Betriebsgewinn (EBIT) hat die Mobilkom dabei von 262 Mill. Euro auf
303 Mill. Euro um fast 16 Prozent erhöht.
Gleichzeitig mit dem TA-Rückkauf der Mobilkom-Anteile hat die ÖIAG
mit der Telecom Italia am Donnerstag auch den schrittweisen Rückzug
aus der Telekom Austria selbst vereinbart. An dieser hält die TI
derzeit noch 29,8 Prozent. Zunächst wird die TI laut Vertrag
voraussichtlich schon im nächsten Monat zehn bis 15 Prozent der
TA-Anteile abtreten. Die Beteiligung sinkt dadurch auf unter 20
Prozent und die TI verliert weitgehende Mitspracherechte bei der
Telekom Austria. Bis Mitte 2003 ist laut Unternehmskreisen der
Komplettaustieg der TI aus der TA geplant.
Die bis zu 15 Prozent, welche die TI in einer ersten Tranche
abgeben wird, sollen in einem zweiten Börsegang der TA auf den
Kapitalmarkt gebracht werden. Mehrere institutionelle Anleger haben
bereits ihr Interesse an zehn Prozent der TA-Anteile zugesagt.
TI baut Schuldenberg ab
Der Rückzug der Telecom Italia (TI) aus Österreich erfolgt im
Rahmen des Verkaufs mehrerer Auslandsbeteiligung. Die TI will damit
ihren riesigen Schuldenberg abbauen. Ende 2001 betrug der
Schuldenstand der Italiener noch 21,9 Mrd. Euro. Bis 2004 sollen die
Schulden auf 15 Mrd. Euro reduziert werden. 3,5 Mrd. Euro davon hat
die TI bereits abgebaut. Mit dem Verkauf der Mobilkom-Anteile
verringert sich der Schuldenstand um weitere 690 Mill. Euro.
Der Wert des italienischen 28,9 Prozent-Anteils an der Telekom
Austria selbst wird auf 1,4 Mrd. Euro geschätzt. Mit dem Verkauf von
zehn Prozent würden - gemessen am derzeitigen Börsekurs der TA -
weitere rund 450 Mill. Euro in die TI-Kassa fließen.
Man wolle sich auf das Kerngeschäft konzentrieren, sagte
TI-Sprecherin Daniela Bracco bereits am Donnerstagnachmittag.
In der Finanzwelt werde dieser Schritt begrüßt, so die Sprecherin. (APA)