Mensch
Geschlechtsneutrale Gesundheitspolitik gibt es nicht
Männer geben in fast allen Befragungen weniger Beschwerden als Frauen an und leiden dennoch häufiger an somatischen Erkrankungen
Linz - Die Fragen, inwiefern Frauen- und Männergesundheitsförderung für
eine verbesserte gesundheitliche Versorgung steht und auf welche
Weise diese Ansätze auch in die Praxis umgesetzt werden können,
standen im Mittelpunkt der 4. Gesundheitsförderungskonferenz des
Fonds Gesundes Österreich in Linz.Der Gesundheitsstatus von Männern und Frauen, das
zeigt die Statistik, weist deutliche Unterschiede auf. Männer in den
westlichen Industrienationen leben durchschnittlich sechs Jahre
kürzer als Frauen.
Es gibt keine geschlechtsneutrale Gesundheitspolitik
Univ.-Prof. Dr. Reinhart Waneck, Staatssekretär für Gesundheit und
Präsident des Fonds Gesundes Österreich: "Allen Bestrebungen des
Gender Mainstreaming liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass es keine
geschlechtsneutrale Gesundheitspolitik gibt. Institutionen, Gesetze
und Maßnahmen müssen sowohl den Belangen von Frauen als auch von
Männern gerecht werden, darüber hinaus sind auch noch die speziellen
Anliegen in den einzelnen Lebensabschnitten geeignet zu
berücksichtigen."
Männer sterben häufiger an somatischen Erkrankungen
Männer sterben häufiger an somatischen
Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Krebserkrankungen der Atemwege als
Frauen. Thomas Altgeld, Geschäftsführer des Landesvereines für
Gesundheit in Hannover bei der Linzer Konferenz des Fonds Gesundes
Österreich: "Die subjektive Wahrnehmung der Männer scheint den
epidemiologischen Befunden allerdings zu widersprechen. Männer geben
in fast allen Befragungen weniger Beschwerden als Frauen an und
beschreiben ihren Gesundheitszustand allgemein als besser".
Bei Frauen wir Herzinfarkt meist zu spät diagnostiziert
Eine zentrale Rolle hat laut den ExpertInnen die
Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen, durch
die auch das Gesundheitswesen geprägt ist. Beispiele dafür sind, dass
Frauen eher als Männern psychische Beeinträchtigungen zugeschrieben
werden und generell mehr Psychopharmaka an Frauen verschrieben werden
als an Männer.
Ein gutes Beispiel für die unterschiedliche medizinische Versorgung
von Frauen und Männern ist der Herzinfarkt. Diese Erkrankung wird bei
Frauen oft zu spät oder falsch diagnostiziert.
Unterschiedliche Lebensbedingungen
"Die Lebensbedingungen sind noch immer stark entlang der
Geschlechterachse strukturiert, dies gilt für Bildung, Ressourcen,
Lebenswelten und Aufgabenzuteilungen. Sie haben entsprechend
unterschiedliche Einflüsse auf die Gesundheit von Frauen und Männern,
wobei sich Ungleichheit als Dauerthema erweist", erklärt erklärte Oberärztin Dr. Elisabeth
Zemp-Stutz vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin. (red)