Dass das Publikum bei der Aufführung sicher und passiv im Dunkeln sitzt, während die sich oben auf der Bühne allein abstrudeln dürfen, ist ja mehr so eine Erfindung unserer Tage und Breitengrade. Ausnahmen (Rocky Horror Picture Show!) sind selten und bestätigen nur die Regel.Die Aufführungen der niederösterreichischen Gablitzers - neben der Villa Valium-Belegschaft quasi das zweite heimische Stammensemble von "Wien ist Andersrum" - machen mit der künstlichen Zweiteilung von Publikum und DarstellerInnen Schluss - und das schon seit Jahren. "Carmen" ist der abschließende Teil der gablitzenden Walter Bockmayer-Trilogie, die mit der "Geierwally" begann und im Vorjahr mit "Sissi – Beuteljahre einer Kaiserin" fortgesetzt wurde.

Foto: Wien ist Andersrum/Rolf Bock

Zur Handlung von "Carmen" muss man ja nicht mehr viel sagen - bitte daheim in den entsprechenden Opern-Librettos nachblättern. Auf eine nicht unwesentliche Adaption sollte man allerdings vorbereitet sein: diese Carmen ist in Wien daheim, am Gürtel zumal. Und was dieses Setting nicht per se schon an Trash-Faktor beisteuert, das erledigt die Musik: wie immer ein Potpourrie aus Schlager, Pop und Operette; astrein gesungen allerdings. ... naja, zumindest auf der Bühne. Wie es mit den Sangeskünsten des Publikums bestellt sein wird, hängt wohl von der Mischung des jeweiligen Abends ab. Denn wie gesagt: hier sind alle eingeladen mitzuspielen, -singen, -pfeifen und was für Geräusche die jeweilige Szene halt sonst so verlangt ;-) (Josefson)