Telekom
TI sagt Ciao zu Österreich
TA kauft Mobilkom-Anteile zurück
Der Startschuss für den Rückzug der Telecom Italia
(TI) aus Österreich ist gefallen. Die Telekom Austria (TA) hat von der TI deren 25-prozentigen
Anteil an der Mobilkom für 690 Mill. Euro zurückgekauft. Zusätzlich
zahlt die TA den Italienern für die Mobilkom nachträglich für 2001
eine Dividende von 26 Mill. Euro. Für 2002 gibt es für die Italiener
keine österreichische "Handy-Dividende" mehr. Die TA kann die
Mobilkom heuer somit voll konsolidieren. Zeitgleich mit dem Deal ist
Mobilkom-Chef Boris Nemsic in den Vorstand der Telekom Austria
berufen worden.100 Prozent-Eigentümerin der Mobilkom
Der Mobilkom-Rückkauf war in
Aufsichtsratssitzungen bei der TA und bei deren Haupteigentümer ÖIAG
(47,8 Prozent) einstimmig abgesegnet worden. Die TA ist nunmehr
wieder 100 Prozent-Eigentümerin der Mobilkom, des größten heimischen
Handynetzbetreibers. Zugleich wurde ein erster Stufenplan für den
Rückzug der Telecom Italia auch aus der Telekom Austria selbst
festgesetzt.
"Fairer Deal
Beide Verhandlungspartner bezeichnen den Kaufpreis für das
italienische Mobilkom-Paket "als fairen Deal". Vor drei Wochen hatte
die TI allerdings noch 830 Mill. Euro verlangt, heißt es aus
informierten Quellen.
Die Verschuldung wird
dadurch leicht ansteigen
Finanzieren wird die börsenotierte Telekom Austria den Rückkauf
der Mobilkom-Anteile zunächst aus bestehenden Kreditlinien
finanziert, die noch bis 31. März 2003 laufen. Die Verschuldung wird
dadurch leicht ansteigen, die Gearing-Rate (Verhältnis
Nettoverschuldung zu Eigenkapital) sich damit von 115 im ersten
Quartal 2002 auf dann 135 Prozent erhöhen.
Zuversicht
TA-Generaldirektor Heinz Sundt zeigte sich dennoch
zuversichtlich, dass durch den Rückkauf der "Cashcow" Mobilkom der
angepeilte Turnaround nach vorne verlegt werden kann. Einen konkreten
Zeitpunkt nannte Sundt allerdings nicht.
Kein Börsegang in naher Zukunft
Mit dem Rückkauf der TI-Anteile an der Mobilkom durch die TA sind
nach Ansicht Sundts die Spekulationen über die Zukunft der Mobilkom
zumindest "vorläufig beendet". Ein Börsegang der Mobilkom Austria
steht nach dem Rückkauf sämtlicher Anteile durch die Telekom Austria
(TA) nicht bevor. Die TA habe mit der Telecom Italia (TI) vertraglich
fixiert, von einem Börsegang der Mobilkom bis 31. Dezember 2003
abzusehen, außer der Anteil der TI an der Telekom Austria (derzeit
29,8 Prozent) sinkt unter 5 Prozent.
Nemsic kommt in den TA-Vorstand
"Um die Bedeutung der Mobilkom Austria als vollständig
integrierter Bestandteil der TA-Gruppe widerzuspiegeln", wird
außerdem Mobilkom-Chef Nemsic in den TA-Vorstand einziehen. Der
TA-Vorstand wird damit von drei auf Mitglieder erweitert. Nemsic wird
dabei an der Seite von Heinz Sundt, Stefano Colombo und Rudolf
Fischer, für die Mobilfunkaktivitäten der Gruppe verantwortlich sein
und bleibt gleichzeitig weiterhin Generaldirektor der Mobilkom.
Entschärfung des Syndikatsvertrags
Neben dem Mobilkom-Deal haben sich ÖIAG, TA und TI, wie erwartet,
auch auf eine Entschärfung des Syndikatsvertrags geeinigt. Beide
Telekom-Eigentümer, ÖIAG und TI, erhalten das Recht Anteile über die
Börse zu verkaufen. Die TI erhalte damit die Möglichkeit zum
"schrittweisen und koordinierten" Ausstieg aus der TA, die ÖIAG könne
"weitere Schritte im Privatisierungsprozess" setzen, hieß es in der ad-hoc-Mitteilung.
Laut Übereinkommen kann die TI aus ihrem derzeit 29,8 Prozent
starken TA-Anteil noch in der zweiten Jahreshälfte 2002 bereits bis
zu 15 Prozent des TA-Grundkapitals an die Börse bringen. 2003 können
die Italiener auch den Rest ihrer TA-Anteile am Kapitalmarkt
verkaufen. Auch die ÖIAG kann im nächsten Jahr bis zu 5 Prozent über
die Börse verkaufen. Die TA hofft damit auf eine merkliche Erhöhung
des Streubesitzes.
Weniger Mitspracherechte für die TI
Zudem werden die Mitspracherechte der Italiener mit diesem
Übereinkommen bereits deutlich eingeschränkt. Sobald der Anteil der
TI um mehr als 10 Prozent sinkt - spätestens aber am 30. April 2003 -
erlischt der Syndikatsvertrag zwischen ÖIAG und TA komplett. Die
bestehenden Kooperationen werden sofort beendet.
Anreize
"Mit den festgesetzten Terminen wollen wir den Italienern einen
gewissen Anreiz geben, rasch von ihren Möglichkeiten zum Ausstieg aus
der TA Gebrauch zu machen. Sonst würden sie nur noch die Anteile ohne
die entsprechenden Rechte besitzen", sagte ÖIAG-Vorstand Peter
Michaelis .
Unabhängig von Verkäufen über die Börse können ÖIAG und Telecom
Italia außerdem auch Anteile im Rahmen von privaten Transaktionen
abgeben. Die Telecom Italia muss bei solchen Transaktionen allerdings
die Zustimmung der ÖIAG einholen. Sollte die ÖIAG privat verkaufen,
braucht sie keine Genehmigung durch die TI, mit den eigenen
TA-Anteilen muss die ÖIAG dann aber auch Aktien der Telecom Italia an
der TA mitveräußern.(apa)