Deutschland
FDP distanziert sich von FPÖ
Vizechef Rainer Brüderle: "Keine Tendenz zur Haiderisierung"
Wien - FDP-Vizechef Rainer Brüderle hat sich in einem
Interview mit der "Presse" von der
FPÖ scharf distanziert. Auf die Frage, ob es die vielzitierte Tendenz
zur "Haiderisierung" in seiner Partei gebe, erklärte Brüderle: "In
keinster Weise! Die 80.000 Mitglieder der FDP sind heute noch
dieselben wie vor vier Wochen." Der stellvertretende FDP-Vorsitzende
erinnerte auch daran, dass unter dem früheren FDP-Chef Otto Graf
Lambsdorff die FPÖ aus der Liberalen Internationale ausgeschlossen
worden sei. "Mit der FPÖ gibt es überhaupt keine Gemeinsamkeit",
betonte Brüderle. Die FDP habe sich "weder in ihren Grundachsen noch in ihrem
Programm geändert". Wer seriös die politische Landschaft betrachte,
könne keine Rechtspopulisten in der FDP erkennen. "Eine Entwicklung
der politischen Landschaft wie in Österreich halte ich in Deutschland
nicht für möglich. Aber natürlich, wir dürfen die Empfindung von
Patriotismus nicht extrem politischen Kräften überlassen. Wenn man
völlig unterdrückt, was normal wäre, dann kommen diese Empfindungen
in falsche Hände. Aber die Dosierung ist das Entscheidende", sagte
Brüderle.
Angesprochen auf sein Verhältnis zu seinem Kollegen Jürgen
Möllemann meinte Brüderle: "Ich kenne seine (Möllemanns) Stärken und
Schwächen. In den letzten Tagen waren seine Schwächen markanter. Er
hat seine Fehler öffentlich korrigiert und sich entschuldigt". Dass
er Michel Friedman aus seiner Entschuldigung ausgenommen hat, bedaure
er, so der FDP-Vize. "Ich hoffe, dass er den Konflikt bald in Ordnung
bringt."
Die letzten Tage, meinte Brüderle, dürften der FDP eher geschadet
haben. "Wir haben eine Delle abgekriegt. Aber das ist durch gute
Arbeit wieder ausgleichbar. Es gibt ja 50 Prozent Wechselwähler..."
FDP-Parteichef Guido Westerwelle steht nach Meinung Brüderles
gestärkt da, "seit er gehandelt hat. Heute steht die Partei eher noch
geschlossener hinter ihm." (APA)