Literatur
Bondy gegen Gauss: "Antisemitische Rhetorik"
Festwochen-Intendant kritisiert Essayisten
Wien - Der Intendant der Wiener Festwochen, Luc Bondy, wirft dem österreichischen Essayisten Karl Markus Gauss "antisemitische Rhetorik" vor. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gauss kein Antisemit ist - offenbar unbewusst hat er aber auf das rhetorische Arsenal des Antisemitismus zurückgegriffen", erklärte Bondy in der neuen Ausgabe des Magazins "profil" .Aufgrund von Gauss' Buch Mit mir, ohne mich war es bei einer Feier des Zsolnay Verlages zum Eklat gekommen. Bondy hatte Gauss dessen Buch vor die Füße geworfen, "weil er", so Bondy, "mein Aussehen angegriffen hat." Und: "Eine Polemik gegen die unabänderliche äußere Natur eines Menschen ist das Ende der Freiheit." Gauss hatte in seinem Buch unter anderem Bondys Eitelkeit thematisiert und geschrieben, dass Bondy "den Hals, einem jener Vögel ähnlich, die sich aufplustern können, bläht und bläht, bis zwischen Schultern und Haupt ein veritabler Kropf der Selbstzufriedenheit sitzt."
Zur Debatte um den Roman von Martin Walser, "Tod eines Kritikers", meinte Bondy hingegen: "Man darf den Vorwurf des Antisemitismus nicht polemisch instrumentalisieren, weil man ihn dadurch banalisiert." Einen Essay von Karl Markus Gauss zur Antisemitismus-Debatte und zu Bondys Anwürfen lesen Sie am Dienstag, den 11.6., im STANDARD. (red/ DER STANDARD, Printausgabe, 10.6.2002)